Multiple Sklerose: Schöne Ferien!

Multiple Sklerose ist kein Grund, auf Urlaub zu verzichten. Auch Fernreisen sind gut möglich. Was zählt, ist die richtige Vorbereitung: Je besser sich MS-Patienten vorab informieren, umso unbeschwerter können sie ihren Urlaub verbringen, weiß der Neurologe Matthias Freidel.

Patienten mit Multipler Sklerose müssen sich im Urlaub nicht in Watte packen! Grundsätzlich können Sie sogar den Kilimandscharo besteigen oder sechs Wochen durch Nepal reisen. Doch natürlich sind solche Extremurlaube selbst für gesunde Menschen mit Strapazen verbunden. Für Sie als MS-Patient kommt es deshalb bei der Reiseplanung darauf an, sich richtig einzuschätzen und das Reiseziel abhängig vom Grad Ihrer Erkrankung oder Behinderung zu wählen. Rollstuhlfahrer beispielsweise können je nach Vorliebe den Komfort barrierefreier Strandhotels genießen oder Angel-Abenteuer in speziell ausgerüsteten Booten bestehen.

Medikamente im Gepäck

Besprechen Sie die Reiseplanung vorher mit Ihrem Neurologen: Er kennt seine Patienten gut und kann beurteilen, was Sie sich zumuten können. Außerdem erhalten Sie passende Hinweise zur Medikamenteneinnahme während des Urlaubs, denn die Behandlung muss natürlich auch auf Reisen fortgesetzt werden. Das sollten Sie vor Antritt einer Reise ins Ausland beachten:

  • Bescheinigung und Zollerklärung für Medikamente, ausgestellt vom Arzt oder auch von Apotheken oder der Herstellerfirma
  • Medikamentenpass mit sich führen
  • Medikamente im Handgepäck verstauen – in Frachträumen von Flugzeugen besteht die Gefahr, dass sie einfrieren!
  • Bei Zeitverschiebung mit der Medikamenteneinnahme eher länger warten. Sie können den Einnahme-Rhythmus schrittweise anpassen.

Angst vor einem Schub?

Dank der modernen Medikamente sind die Schubraten heute wesentlich gesunken. Das gibt für die Reiseplanung und im Urlaub Sicherheit. Bis zu sechs Wochen nach einem Schub zuhause sollte man bei Flugreisen vorsichtig sein. Außerdem empfiehlt es sich dann, die körperlichen Aktivitäten im Urlaub zu verringern. Vor Ort gilt: Nicht jede Verschlechterung der Krankheit ist gleichbedeutend mit einem Schub. Oft treten durch Klimawechsel oder ungewohnte Umgebung so genannte Pseudoschübe auf. Daher sollten Sie auftretende Symptome vom Reiseziel aus in einem Telefonat mit Ihrem Arzt abklären. Der behandelnde Neurologe kann dann abschätzen, ob Sie sich noch am Urlaubsort behandeln lassen sollten.

Wichtig: Entspannung finden

Sie können sich im Urlaub frei bewegen: Vor Infekten sollten Sie sich genauso gut schützen wie es sich auch für gesunde Urlauber empfiehlt. MS-Patienten reagieren allerdings oft stark auf Hitze. Doch Hitze löst in der Regel keinen Schub aus und verschlimmert die Krankheit auch nicht dauerhaft. Schließlich kommt es auf eine gute Erholung an: Eine schöne Urlaubsreise kann das Immunsystem stärken und Körperkräfte regenerieren, was sich positiv für die Vermeidung von Krankheitsschüben auswirken kann.

Dipl.-Psych. Matthias Freidel
Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Kaltenkirchen