Epilepsie: Wir planen ein Baby

Können es Frauen mit Epilepsie verantworten, Kinder zu bekommen? – Die Antwort ist: Ja. Deutlich größer als ein mögliches Risiko für Mutter und Kind ist die Unsicherheit, die immer noch über dieses Thema herrscht. Klarheit schafft eine Sprechstunde im Epilepsiezentrum.

Die meisten Patientinnen werden auf natürlichem Weg schwanger und bekommen gesunde Kinder, erklärt Dr. med. Stefan Stodieck in seiner Spezialambulanz im Epilepsiezentrum Hamburg. 95 Prozent der Schwangerschaften bei Frauen mit Epilepsie verlaufen normal und enden glücklich: Diese Statistik macht Mut. Allerdings trifft sie nur dann zu, wenn die Schwangerschaft gut vorbereitet und die Medikation sorgfältig abgestimmt ist.

Gut vorbereitet in die Schwangerschaft

Manche Antiepileptika können dem ungeborenen Kind schaden, vor allem in den ersten Wochen: Herzfehler, offener Rücken oder Gaumenspalten gehören zu den Fehlbildungen, die möglich sind. In der Gesamtbevölkerung liegt hierfür das Risiko bei bei 2 bis 3 Prozent; auf 6 bis 9 Prozent steigt es bei Frauen, die während der Schwangerschaft den Wirkstoff Valproinsäure einnehmen. Zu diesem Wirkstoff gibt es bereits ausreichend Daten. Wir empfehlen Frauen mit Kinderwunsch, Valproinsäure möglichst durch ein anderes Antiepileptikum zu ersetzen, und zwar, und zwar unbedingt schon vor einer Schwangerschaft, erklärt Dr. Stodieck.

Mit einer Umstellung auf Lamotrigin als einzigem Wirkstoff machen Patientinnen gute Erfahrungen. Meistens funktioniert es, hält Dr. Stodieck fest, bei jeder fünften Frau kommt es vermehrt zu Anfällen, vor allem bei idiopathisch-generalisierten Epilepsien. Wir versuchen dann, die Lamotrigin-Dosis zu erhöhen oder probieren es mit einem anderen Präparat. Zeit und Geduld sind schon nötig für eine sorgfältige Familienplanung. Und selbst dann stehen manche Frauen doch vor der schwierigen Frage, die ihnen kein Spezialist abnehmen kann: Was ist wichtiger – Anfallsfreiheit oder Gesundheit des Kindes? Pauschale Empfehlungen könne es hier nicht geben, betont Dr. Stodieck.

Sicher Verhüten

Ungünstig ist es, das Medikament während der Schwangerschaft zu wechseln, das bringe auch nichts. Umso wichtiger ist deshalb eine zuverlässige Verhütung, bis die Medikation gut eingestellt ist. Keine sichere Methode ist die Anti-Baby-Pille in Kombination mit Antiepileptika, die die Wirkung der Pille herabsetzen können. Jungen Frauen empfiehlt Dr. Stodieck daher die Hormonspirale.

Mutter werden – geht das gut?

Einige Bedenken machen Paaren mit Kinderwunsch unnötig das Leben schwer. Schwangerschaft und Geburt verlaufen in der Regel normallraquo;, betont Dr. Stodieck. Auch spreche an sich nichts gegen eine natürliche Geburt. Ebenso wenig stimme es, dass sich Epilepsie in der Schwangerschaft verschlimmert. Deutlich wird der Spezialist bei der Frage, ob Epilepsie vererbbar sei. »Das ist Unsinn, so Dr. Stodieck, bei den meisten Epilepsieformen ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass das Kind bedingt durch genetische Veranlagung einmal an Epilepsie erkranken wird und sollte keine Rolle spielen. Er rät Frauen, eine Organ-Ultraschalluntersuchung beim Baby einzuplanen. Für die Entbindung sollte es zur Sicherheit ein Krankenhaus mit Neurologie und Intensivstation für Neugeborene sein. Schließlich ein klares Ja zum Stillen: Muttermilch gilt trotz Wirkstoff-Spuren als vorteilhaft fürs Baby.

Karin Banduhn