Multiple Sklerose: Mit MS in den Sommerurlaub

Im Urlaub kann Therapietreue zur Herausforderung werden: Die fehlende Routine erschwert das Spritzen, gereizte Hautstellen stören im Sommer besonders. Wer pausiert, riskiert aber weitere Schübe und eine schlechtere Gesundheit. Besser also, Sie bleiben dran. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Basistherapie unterwegs meistern und Ihre Haut schonen können.

Für viele ist die Basistherapie zu Hause Routine geworden, im Urlaub gestaltet sich das regelmäßige Spritzen eher umständlich. Da mag die Versuchung einer Therapiepause naheliegen. Doch das ist ebenso riskant wie unnötig, meint MS-Patient Josef Wierig: Gehe ich das Spritzen ruhig und konzentriert an, klappt es überall gut und fast ohne Nebenwirkungen. Der 56-jährige Essener spritzt seit sechs Jahren einmal pro Woche den in Wirksamkeit und Verträglichkeit bewährten Wirkstoff Interferon-Beta-1a und legt großen Wert auf eine lückenlose MS-Therapie. Wenn ich aufhöre, riskiere ich eine bleibende Behinderung, lautet seine Durchhalteparole. Nach den ersten Therapiewochen, so erinnert er sich, hatte er seine Routine gefunden. Seitdem unternimmt er gerne ausgedehnte Urlaubsreisen. Sein Erfolgsrezept: Der Samstagnachmittag ist Spritzen-Zeit, ob zu Hause oder auf einem seiner Trips durch Nordamerika. Mein Ritual sieht so aus: Entspannen, Nerven beruhigen, konzentriert spritzen und zur Belohnung Schokolade!

Hautschonendes Spritzen

An den Einstichstellen kann der Körperkontakt mit der fremden Substanz zu Rötungen führen, manchmal zu Juckreiz oder Schwellungen. Schöne Haut sieht anders aus – und fühlt sich besser an. Josef Wierig spritzt sein Medikament in den Muskel. Das sei verträglicher als das Spritzen knapp unter die Haut und die Narben im unteren Hautgewebe sehe man nicht, sagt er. Unterstützt von einer MS-Schwester hat er das Spritzen gelernt. Sein Tipp: Nehmen Sie sich am Anfang der Therapie ausreichend Zeit, fahren Sie erst dann in den Urlaub, wenn das Selbstspritzen gut klappt!

Bei Unsicherheit oder Problemen helfen übrigens therapiebegleitende Patientenprogramme, die von Arzneimittel-Herstellern wie auch von spezialisierten Apotheken angeboten werden. Über sie findet man auch eine MS-Schwester.

Kühlen der Medikamente

Eine Klippe für die Therapietreue auf Reisen ist das notwendige Kühlhalten der Substanz. Auf längeren Flügen kann der Bordkühlschrank oder eine Minikühltasche die Lösung sein, für tagelange Fahrten über Land hat sich der findige Techniker den Milchkühler seiner Espressomaschine umfunktioniert: Das Gerät lässt sich überall anschließen, kühlt auf perfekte 5 Grad und bietet Platz für drei Fertigspritzen.

Nicht nur für unterwegs stellt ein automatischer Wochen-Pen eine Alternative zur Fertigspritze dar: Er ist einfach und sicher zu handhaben, kann auch mal eine Woche bei Zimmertemperatur gelagert werden. Allerdings sollte die Anwendung vorher mit fachkundiger Hilfe eingeübt sein.

Urlaubsreisen, Lebensqualität und Therapietreue schließen sich also nicht aus. Josef Wierig, der keine seiner bisher 327 Spritzen ausgelassen hat, freut sich über seine aktuelle Kernspin-Aufnahme: Die MS-bedingten Läsionen im Gehirn sind sichtlich um die Hälfte weniger geworden!

Karin Banduhn