Schlaganfall: TÜV für die Gefäße

Bluthochdruck, Diabetes, ungesunde Lebensweise – viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind bekannt. Doch auch Personen, die sich immer gesund ernährt, nie geraucht und regelmäßig Sport getrieben haben, können einen Schlaganfall erleiden. Inzwischen gibt es viele verschiedene Untersuchungsmethoden, um dem Restrisiko auf die Spur zu kommen.

Ursache für ein von der Lebensweise unabhängiges Grundrisiko für einen Schlaganfall können u. a. genetische Veranlagungen sein. Da entsprechende Gefäßveränderungen meist unbemerkt stattfinden, sollte der Zustand der Gefäße ab einem gewissen Alter (Männer ab 55, Frauen ab 65 Jahren) regelmäßig untersucht werden. Dazu bieten viele neurologische Praxen inzwischen eine Art TÜV für die Gefäße an: Ähnlich zu der Inspektion beim Auto werden – über die bekannten Schlaganfall-Risikofaktoren hinaus – verschiedene Untersuchungen durchgeführt und in einem Schlaganfall-Checkheft festgehalten. So werden mögliche Veränderungen der Gefäße auch über längere Zeit beobachtet und eventuelle Behandlungsmaßnahmen ergriffen.

Ultraschall

Mittels einer Ultraschall-Untersuchung können nicht nur Einengungen der Hauptschlagadern durch gefährliche Ablagerungen festgestellt werden. Auch die Erfassung der sogenannten Intima-Media-Dicke (IMD) ist ein wichtiger Parameter. Dabei wird die Wanddicke der Halsschlagadern ausgemessen, der entsprechende Wert steht im direkten Zusammenhang mit der vaskulären Belastung des Gefäßes und lässt Rückschlüsse auf das Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu. Interessant ist, dass positive Veränderungen von Risikofaktoren zeitnah anhand einer Abnahme des IMD-Wertes festgestellt werden können.

Blutdruckmessung

Die Messung des Blutdrucks in Armen und Beinen ist ein wichtiger Indikator für gefährliche Gefäßveränderungen: Fällt der Blutdruck an den Beinen im Verhältnis zu den Armen ab, deutet dies auf eine sogenannte arterielle Verschlusskrankheit, das heißt auf Strömungsbehinderungen in den Hauptschlagadern, und somit auf ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko hin.

Das für die Blutdruckmessung verwendete Gerät bietet zudem eine weitere Risikoerfassung, indem es auch die Wandhärte der untersuchten Arterien misst: Je elastischer die Gefäße, desto besser können sie den Druck des Blutes abfedern, während Verhärtungen zu einem erhöhten Blutdruck führen.

EKG

Zu den schlummernden Risikofaktoren gehört auch Vorhofflimmern –eine der häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall.

Da die oftmals nur kurzen Episoden beim Standard-EKG jedoch nur selten erfasst werden, bietet die sogenannte Schlaganfall-Risikoanalyse (SRA) ein spezielles EKG, anhand dessen das Risiko für ein Vorhofflimmern ermittelt werden kann.

Nieren-Parameter

Ergänzend zu den technischen Möglichkeiten können auch Laborwerte wichtige Anhaltspunkte für ein individuelles Risiko für Gefäßerkrankungen liefern. Kommt es zu vaskulären Gefäß- und Organschäden, ist insbesondere die Niere als sehr stark durchblutetes Organ in ihrer Funktion gestört, das heißt, ihre Filtrationsrate verschlechtert sich. Dies lässt sich sowohl mit einer Blut- als auch durch eine einfache Urinanalyse ermitteln.

Das ist es wert

Leider werden bis auf die Laboruntersuchungen keine der genannten Vorsorgemöglichkeiten von der Krankenkasse übernommen, es handelt sich also um sogenannte Selbstzahlerleistungen. So kosten die Messung der Intima-Media-Dicke, des Arm- und Bein-Blutdrucks sowie der Gefäßwände jeweils ca. 25 € und die Schlaganfall-Risikoanalyse etwa 60 Euro. Man sollte sich überlegen, ob diese recht überschaubaren Kosten alle zwei Jahre nicht eine sinnvolle Investition in die eigene Gesundheit sind.

Dr. med. Stefan Ries
Facharzt für Neurologie, Neuro Centrum Odenwald, Erbach und Groß-Umstadt