Demenz: Diagnose Alzheimer – Erste Orientierung

Die Diagnose Alzheimer-Demenz verändert das Leben der Betroffenen und Angehörigen grundlegend. Wohin kann man sich mit ersten Fragen wenden? Wie geht man mit den Demenzkranken um? Ein Interview mit Christa Matter, Geschäftsführerin der AlzheimerGesellschaft Berlin e. V.

Interview: Ute F. Wegner

Wo können sich Betroffene und Angehörige nach der Diagnose beraten lassen?

Sie sollten sich an eine Alzheimer-Gesellschaft in ihrer Nähe wenden oder das Alzheimer-Telefon anrufen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft verfügt bundesweit über 133 Anlaufstellen. Dort erfährt man auch Adressen von Selbsthilfegruppen. Sowohl Betroffene im frühen Stadium als auch Angehörige können spezielle Broschüren anfordern (s. Info-Kasten). Pflegestützpunkte und Seniorenberatungsstellen helfen ebenfalls weiter.

Welche praktischen Hilfen sollten zuhause getroffen werden?

Eine feste Tagesstruktur ist wichtig. Fixpunkte, wie Einkäufe und Mahlzeiten zu festen Zeiten, geben Halt und Orientierung. Der Alltag sollte vereinfacht werden. Dazu gehört, z. B. die Anzahl der Kleidungsstücke im Schrank zu reduzieren, um den Betroffenen die Auswahl zu erleichtern oder keine neuen Geräte anzuschaffen. Kleine Hilfen, wie die Küchenschränke oder die Zimmertüren zu beschriften, geben Sicherheit.

Was gilt es, im Umgang mit Demenzkranken zu berücksichtigen?

Hilfreich ist es, die Kommunikation mit den Betroffenen zu vereinfachen: Störgeräusche wie Radio und TV minimieren, langsam und deutlich in einfachen Sätzen sprechen. Angehörige benötigen Geduld. Sie müssen etwa lernen, auch zwanzig Mal ruhig dieselbe Antwort zu geben. Wichtig: die Kranken loben, statt sie zu kritisieren. Das erfordert ein Umdenken, indem man sich darauf konzentriert, was die Kranken noch können.

Wie können Angehörige dabei für sich selbst sorgen?

Sie müssen frühzeitig lernen, ohne schlechtes Gewissen Hilfsangebote anzunehmen, etwa auf partielle Betreuungsangebote zurückzugreifen. Rat und Unterstützung erfahren Angehörige vor allem mit anderen in der gleichen Situation, z. B. in Selbsthilfegruppen.

Mit welchen Mitteln können sich Betroffene selbst helfen?

Leben Alzheimerkranke allein, sind technische Hilfen sinnvoll, wie etwa Abschaltautomatiken am Herd oder Nachtlämpchen. Im frühen Stadium sollte man sich auf die Fähigkeiten konzentrieren, die noch da sind und komplizierte Aufgaben delegieren. Es gilt, so lange aktiv zu bleiben, wie es geht. Ratsam ist, einen Zweitschlüssel für die Wohnung bei einer Vertrauensperson zu hinterlegen, das Auto abzugeben und immer die Adresse von nahe-stehenden Personen bei sich zu tragen. Ich empfehle auch, sich frühzeitig über entlastende Hilfen zu informieren und sich auch Heime oder Wohngemeinschaften anzusehen. Ein Rat: Betroffene sollten einer Person ihres Vertrauens eine Vorsorgevollmacht erteilen.

Gibt es spezielle Pflegeheime und was muss man bei der Auswahl beachten?

Es gibt Kleinstheime speziell für Demenzkranke oder Seniorenheime mit Wohnbereichen für Betroffene. Der erste Eindruck ist wichtig: Wie werde ich empfangen? Welche Stimmung herrscht? Gehe ich dort gerne hin? Im Pflegekonzept sollte ersichtlich sein, dass das Heim auf die Betreuung von Demenzkranken spezialisiert ist und das Personal über eine sogenannte gerontopsychiatrische Basisqualifikation verfügt. Alternativen sind ambulant betreute Wohngemeinschaften für Demenzkranke. Adressen bieten die Alzheimer-Gesellschaften.

Christa Matter
Geschäftsführerin der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e. V.