Epilepsie: Sicher unterwegs mit Epilepsie

Epilepsie an sich ist kein Grund, auf Urlaub oder sogar auf eine Fernreise zu verzichten. Es kommt darauf an, das Risiko, unterwegs einen plötzlichen Krampfanfall zu bekommen, so gering wie möglich zu halten. Erfahren Sie, was für Ihre Reiseplanung wichtig ist und welche Klippen Sie unterwegs besser meiden.

Der Strand unter Palmen, in den Tag hinein leben, Luftveränderung: Was wir als willkommene Abwechslung vom Alltag so genießen, bringt für Menschen mit Epilepsie im Urlaub neue Herausforderungen mit sich. Auf Reisen kann es leicht zu Stress-Momenten kommen, positiv wie negativ, und diese können Anfälle auslösen, erklärt Dr. med. Kin Arno Bohr, NTC-Neurologe aus Lüneburg. Dazu kommen rlaubstypische Auslöser für Anfälle, die selbst für erfahrene Patienten ungewohnt sein können: zum Beispiel im Sonnenschein glitzernde Meereswellen.

Wer bereits vorher den Blick für solche Risiko-Situationen schärft und sorgfältig darauf vorbereitet startet, kann im Urlaub besser entspannen.

Risiko für Anfälle bleibt

Regelmäßig zu schlafen und seine Medikamente einzunehmen – das zählt für Epileptiker natürlich auch unterwegs. Eine Garantie, anfallsfrei zu bleiben, gibt es allerdings nicht. Epilepsie ist kein starrer Zustand, die Krampfschwelle ist bei jedem mal höher, mal niedriger. Auch wenn Patienten medikamentös gut eingestellt sind, kann sich immer mal wieder ein einzelner Anfall ereignen darauf weist Dr. Bohr hin. Ein vom Facharzt verschriebenes Notfallmedikament sollte daher unterwegs und am Urlaubsziel immer griffbereit sein.

Lieber nicht alleine reisen

Bei Epilepsien kommt es zu heftigen Nervenimpulsen im Gehirn, die Anfälle auslösen. Mit einem krampflösenden Mittel lässt sich ein Anfall rasch unterbrechen. Das setzt voraus, dass eine Begleitperson dabei ist, die das Notfallmedikament verabreichen kann. Bei einem Dauerkrampf oder »Status epilepticus« sollte sofort ein Arzt gerufen werden. Es ist also besser, nicht allein zu reisen oder sich vorher mit der Reisegesellschaft abzusprechen.

Aktivurlaub ohne Risiko

Gut vorbereitet können sich Epileptiker auch einen Aktivurlaub zutrauen. Wandern, Radfahren, Schwimmen und Schnorcheln sind zum Beispiel möglich, sofern Personen in der Nähe sind, die im Notfall helfen können. Gefährlich können komplex-fokale Anfälle werden. Die Betroffenen bleiben zwar noch bei Bewusstsein und sind teilweise handlungsfähig, aber nicht mehr kontrolliert erläutert Dr. Bohr. Das stellt für alle Beteiligten unterwegs ein hohes Risiko dar! Vom Bergklettern und Sporttauchen rät der Neurologe daher entschieden ab: Das ist, als ob jemand mit Badelatschen auf einen Berg steigt und erwartet, dass die Bergrettung ihn herunterholt, wenn es schief geht.

Vor dem Abflug auf eine Fernreise

Ziehen Sie am besten schon bei der Urlaubsplanung Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin zu Rate. Dann bleibt Zeit genug, um noch zu Hause zu testen, welche Notfall- und Reisemedikamente wirken und verträglich sind. So sollte eine Malaria-Prophylaxe bereits lange vor der Abreise in die Tropen ausprobiert werden und bei Problemen sofort abgesetzt werden. Auch bei Impfstoffen, zum Beispiel gegen Gelbfieber oder Tollwut, kann es zu Wechselwirkungen mit Antiepileptika kommen. Lassen Sie sich vom Arzt auch Ihre Reiseapotheke zusammenstellen und die Tagesdosis an Reisetagen in und von anderen Zeitzonen ausrechnen. Einige wichtige Reisedokumente kann übrigens nur Ihr Arzt ausfüllen: die Flugtauglichkeits-Bescheinigung, bei manchen Fluggesellschaften für Fernflüge erforderlich, und der Internationale Epilepsie-Notfallausweis.

Dr. med. Kin Arno Bohr
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Lüneburg