Schlaganfall: Kognitive Beschwerden behandeln

Nach einem Schlaganfall kann es neben einer möglichen Lähmung von Armen oder Beinen auch zu kognitiven Beeinträchtigungen kommen, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Auch diese Beschwerden sollten möglichst zeitnah diagnostiziert und therapiert werden, um bleibende Beschwerden für den Patienten zu vermeiden.

Zu den kognitiven Funktionen, die nach einem Schlaganfall gestört sein können, gehören das abstrakte Denkvermögen, Handlungsplanung, Gedächtnis, Wahrnehmungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Die Betroffenen können verlangsamt auf Seh- oder Hörreize reagieren, unter Konzentrationsschwächen leiden und ermüden schnell bei geistiger Beanspruchung.

Lebensqualität verbessern

Während noch vor einigen Jahren der Therapie der kognitiven Beschwerden wenig Beachtung geschenkt wurde, gehört sie inzwischen zum Standard der Schlaganfall-Nachsorge. Durch die Behandlung der Symptome wird nicht nur die Handlungssicherheit des Patienten wieder hergestellt und er erhält mehr Selbstständigkeit – was wiederum die Lebensqualität verbessert –, die gesteigerte Konzentrationsfähigkeit fördert auch den Erfolg von physiotherapeutischen und logopädischen Behandlungen. Der richtige Ansprechpartner zur Diagnostik und Behandlung von kognitiven Störungen ist ein Neuropsychologe. Er macht sich zunächst ein Bild über die Lebenssituation und auch die Stimmungslage des Schlaganfall-Patienten, gegebenenfalls werden hierzu auch Angehörige oder Betreuer befragt. Anschließend erfolgen in der Regel genauere Tests von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und visueller Wahrnehmung. So kann etwa die Mini-Mental-Screening-Examination (MMSE), die unter anderem Jahr, Datum und Namen der Klinik abfragt, erste Anhaltspunkte für mögliche Störungen geben.

Einfache Übungen helfen

Werden spezifische kognitive Beeinträchtigungen diagnostiziert, können strukturierte Übungen helfen, die meistens in der Praxis am Computer durchgeführt und an den jeweiligen Leistungsstand sowie an die Belastbarkeit des Patienten angepasst werden können. Bei den Übungen müssen die Betroffenen beispielsweise Unterschiede zwischen zwei geometrischen Figuren erkennen oder in einem virtuellen Supermarkt Artikel einer vorher gemerkten Einkaufsliste kaufen. Neben der direkten Rückmeldung über richtige oder falsche Ergebnisse haben die Programme den Vorteil, dass sich ihre Komplexität oder Geschwindigkeit schrittweise erhöhen lässt, wenn sich die Leistungen des Patienten verbessern. Wichtig ist dabei immer, dass die Übungen einen Alltagsbezug haben und sich an den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen orientieren. Dazu sollte wenn möglich auch immer eine Absprache und Zusammenarbeit mit Physio- oder Ergotherapeuten erfolgen. Übrigens: Ergänzend zu den regelmäßigen Übungen kann das Erlernen mentaler Strategien oder das Führen eines Tagebuchs bei Gedächtnisstörungen dabei helfen, Defizite zu verbessern. Zudem können insbesondere für Patienten, die einen Wiedereinstieg in den Beruf planen, Belastungsproben ratsam sein, anhand derer mittels einer simulierten Konstellation die Belastbarkeit in einer realen Arbeitssituation getestet werden kann. Leiden die Betroffenen unter psychiatrischen Begleitsymptomen, wie Anpassungsschwierigkeiten, sollte unbedingt auch eine psychotherapeutische Betreuung erfolgen.