Parkinson: Gangblockaden – Neue Therapie verspricht Besserung

Bereits seit einigen Jahren wird die tiefe Hirnstimulation (THS) zur Therapie der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung angewandt. Dabei wurde bislang nur ein Zielgebiet im Gehirn stimuliert. Dass ein neues Verfahren, bei dem zwei Areale gleichzeitig stimuliert werden, insbesondere die sonst kaum kontrollierbaren Gangblockaden der Patienten verbessern kann, zeigt eine neue Studie.

Viele Parkinson-Patienten, vor allem im fortgeschrittenen Stadium leiden unter Gangblockaden, auch Freezing genannt. Da diese Störungen schlecht auf gängige Parkinson-Medikamente ansprechen und auch kaum durch eine herkömmliche THS kontrollierbar sind, können sie ein großes Problem bei der Behandlung darstellen und die Lebensqualität der Patienten stark einschränken.

Kombinierte Hirnstimulation

Hilfe könnte nun ein neues Verfahren bieten, wie Prof. Dr. med. Rejko Krüger, Forschungsgruppenleiter am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) und Leitender Oberarzt an der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Tübingen erklärt: Bei der herkömmlichen tiefen Hirnstimulation wird in genau definierten Regionen des Gehirns eine Elektrode mit vier Kontakten implantiert. Dabei ist das Zielgebiet der sogenannte Nucleus subthalamicus (STN). Die Stimulation dieser Hirnregion fördert die Beweglichkeit der Patienten. Die neue kombinierte THS stimuliert zusätzlich die Hirnregion Substantia nigra pars reticulata (SNr). Diese kleine Nervenzell-Struktur, die an das untere Ende des STN angrenzt und Krüger zufolge über den untersten der vier Elektrodenkontakte stimuliert werden könne, scheine als Teil eines Kernkomplexes im Mittelhirn stärker mit dem Gang in Verbindung zu stehen als der STN. Die SNr sei bei Parkinson-Patienten überaktiv und wirke übermäßig hemmend auf die Gangmotorik. Durch die zusätzliche Stimulation der Region bei der neuen Methode werde diese Hemmung reduziert.

Bewegung und Lebensqualität verbessert

Wie die aktuelle Tübinger Studie mit zwölf Patienten unter häuslichen Alltagsbedingungen zeigte, konnte somit insbesondere die Mobilität verbessert werden: Die vor der Therapie stark beeinträchtigten Probanden erzielten durch die kombinierte Hirnstimulation eine Besserung der Gangblockade um circa 40 Prozent im Vergleich zur bisherigen bestmöglichen Therapie. Aber nicht nur die Mobilität wurde durch die Anwendung der neuen Methode gesteigert. Auch die Lebensqualität war leicht verbessert – ein nicht zu unterschätzender Aspekt einer erfolgreichen Therapie. Generell eigne sich laut Krüger die neue Therapie für Patienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium mit Gangstörungen, die nur unzureichend auf die medikamentöse Therapie oder die typische STN-Stimulation ansprechen. Bei letzterer Patientengruppe seien zuvor bestimmte Voraussetzungen zu prüfen, wie etwa die mögliche Lage der Elektroden.

Weitere Studien geplant

Um die neue Therapie zeitnah möglichst vielen Patienten zukommen lassen zu können, wird ihr Einsatz inzwischen auch in anderen Kliniken außer in Tübingen getestet. Zudem seien, so Krüger, größere Studien geplant, um weitere detaillierte Informationen zu der neuen Behandlung zu gewinnen. Eine solche Studie ist gerade in Planung und wird gegen Ende des Jahres anlaufen. Schwerpunkte der Untersuchung werden die Verbesserungen beim Freezing sowie die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten sein.