Multiple Sklerose: Der erste Schub … und dann?
Irgendwas stimmt nicht
kommt einem in den Sinn, wenn sich die MS zum ersten Mal zeigt. Bis zu einer sicheren Diagnose kann dann viel Zeit vergehen. Umso wichtiger ist es, danach nicht zu zögern und die Chance einer Frühtherapie nutzen.
Der Bildschirm verschwimmt vor den Augen, das Gehen macht schwindelig, ein Krampf im Rumpf, der sich ins rechte Bein zieht und am nächsten Morgen noch mehr schmerzt: Markus D. denkt erst an eine Lebensmittelvergiftung – bis ihn seine Hausärztin nach einer Untersuchung ohne klaren Befund zum Neurologen überweist. Der Facharzt wird hellhörig, als ihm Markus die Symptome schildert. Die Schmerzen sind zwar abgeklungen, doch lohnt sich eine genaue Diagnostik: eine Lumbalpunktion, um spezifische Hinweise auf eine Entzündung im Zentralen Nervensystems aufzuspüren; eine 3D-Aufnahme des Gehirns mittels Magnetresonanztomograf, um mögliche Gewebeverletzungen zu orten. Ja, es sind Entzündungsherde zu sehen, das Bild wird stimmig: Bei Markus spricht es für Multiple Sklerose. Jetzt ist Zeit zu handeln.
Unbemerkt aktiv
Eine Frühtherapie kann bereits einsetzen, wenn ein erster Hinweis auf Multiple Sklerose vorliegt
, bestätigt NTC-Neurologe Dr. med. Andreas Wiborg. Eine dauerhafte Behandlung kann die Entzündungsaktivität und eine Schädigung der Nervenfasern bremsen.
Denn auch in beschwerdefreien Zeiten kann die MS unbemerkt aktiv sein und für neue Entzündungsherde sorgen, ohne dass es zu einem Schub kommen muss. Das Risiko einer Verschlechterung der Gesundheit, womöglich mit Behinderungen, kann jedoch von Anfang an klein gehalten werden.
Beweglich bleiben
Dafür stehen die bewährten Wirkstoffe Interferon und Glatimeracetat (GA) sowie das kürzlich erst zugelassene Teriflunomid und das neue Fumarsäure-Prapärat zur Auswahl. Internationalen Studien zufolge fällt GA durch geringe Nebenwirkungen auf, die sich auf Hautreizungen beschränken. Für alle Wirkstoffe ist belegt, dass sie die Schubrate deutlich vermindern und einer weiteren Schädigung des Hirngewebes messbar entgegenwirken. Welcher der Wirkstoffe besser anschlägt, ist je nach Patient unterschiedlich. Hier hilft nur ausprobieren. Sollte es zu weiteren Schüben kommen, wird der behandelnde Neurologe einen Wirkstoff-Wechsel vorschlagen. Die große Mehrheit der Patienten, so Dr. Wiborg, entscheidet sich für eine Langzeittherapie in der Frühphase der Erkrankung – und damit für mehr Sicherheit und auf Dauer mehr Lebensqualität.