Parkinson: Parkinson mit 40 (2/2)

Morbus Parkinson kommt erst im Alter? Stimmt nicht! Jeder 15. Patient ist um die 40 Jahre alt, wenn die Diagnose gestellt wird. Etwa 35.000 jüngere Menschen sind in Deutschland betroffen.

Bei der Parkinsonkrankheit sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, die für die Herstellung des Botenstoffs Dopamin verantwortlich sind. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen Symptomen: Verlangsamung von Bewegungen, auch der Mimik und beim Sprechen (Hypokinese), Muskelsteifigkeit (Rigor) und häufig Zittern (Tremor). Die Beschwerden beginnen allmählich und nehmen über Jahre zu: Die Erkrankung ist fortschreitend. Über die Ursachen des Morbus Parkinson wissen wir derzeit nicht genug. Zumindest ist bekannt, dass es seltene erbliche Varianten dieser Erkrankung gibt.

Verläuft die Parkinsonkrankheit bei jüngeren Menschen anders?

Ja und nein. In der Tat gibt es so viele Varianten der Krankheit wie betroffene Menschen. Aber manches haben die »jungen Parkinsonkranken« gemeinsam: Sie stehen in der Mitte ihres Lebens, im Beruf, als Mütter oder Väter wollen sie ihre Lebensaufgaben meistern. Die Behandlung ist speziell darauf abzustimmen, denn das Ziel jeder Therapie ist es, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit so gut wie möglich zu erhalten.

Welche Medikamente stehen zur Verfügung?

Der Wirkstoff Rasagilin scheint den Verlauf günstig zu beeinflussen und wird bei jungen Parkinsonkranken deshalb häufig von Beginn an eingesetzt. Auf das eigentlich wirksamste Medikament dagegen, L-Dopa (Levodopa), wird bei Beginn der Erkrankung oft verzichtet, weil unter Behandlung mit L-Dopa häufig schon nach wenigen Krankheitsjahren sogenannte Wirkfluktuationen auftreten: Die Tabletten wirken dann nur noch wenige Stunden lang, manchmal unregelmäßig, und es kommt zu wechselnden Phasen mit Unbeweglichkeit oder mit Überbeweglichkeit (Hyperkinesen), begleitet von fahrigen, zappelnden Bewegungen, oft mehrmals täglich. Das kann auf längere Zeit vermieden werden, wenn statt L-Dopa anfangs sogenannte Dopaminagonisten eingesetzt werden (zum Beispiel Pramipexol, Ropinirol, Piribedil, Rotigotin-Pflaster). L-Dopa wird dann hinzugefügt, wenn die Behandlung mit diesen Medikamenten nicht mehr ausreichend wirkt oder es Verträglichkeitsprobleme gibt. Das kann schon im ersten Behandlungsjahr sein oder erst nach mehreren Jahren. Bei seltenen schweren Nebenwirkungen, wie Einschlafattacken, Beinödemen, oder suchtartigen Verhaltensweisen, wie Spielsucht, Kaufsucht oder übermäßiges sexuelles Verlangen, raten wir entschieden dazu, Medikamente abzusetzen oder auszutauschen. Kombinationen mehrerer Medikamente werden im Verlauf der Krankheit immer notwendig.

Weitere Möglichkeiten der Therapie

Bei Wirkfluktuationen, erheblichen Nebenwirkungen oder starkem Tremor kann eine Tiefe Hirnstimulation, sprich: das Einsetzen eines Hirnschrittmachers, ein sinnvoller Therapieschritt sein. Die 2013 publizierte »Early-Stim-Studie« hat nachgewiesen, dass diese Operation gerade bei jüngeren Patienten die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit erheblich verbessern kann – bei weniger Medikamenten. Weitere Alternativen sind tragbare Medikamentenpumpen: die Apomorphin-Pumpe und die Duodopa-Pumpe. Sie geben den Wirkstoff direkt unter die Haut oder in den Dünndarm ab.

Bewegung hilft!

Wer gelernt und geübt hat, sich zu entspannen, zum Beispiel durch Sport, Yoga oder Meditation, und sich regelmäßig Bewegung gönnt – ob mit Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren, Tai Chi oder Tanzen – wird mit Parkinson sicher besser leben können!

Dr. med. Robert Pfister
Facharzt für Neurologie, Neusäß