Multiple Sklerose: Wirkstoffe auf der Zielgeraden

Eine Reihe neuer Wirkstoffe für die MS-Langzeittherapie ist in den vergangenen Monaten auf den Markt gekommen. Weitere Präparate stehen in absehbarer Zeit vor der Zulassung in Europa und sind dann auch in Deutschland erhältlich – ein Ausblick auf zukünftige Therapieoptionen.

Nach den oralen Medikamenten und einer weiteren Antikörper-Therapie folgen weitere Zulassungsanträge für neue MS-Therapien bei der Europäischen Arzneimittelbehörde. Alle diese Wirkstoffe, die sich inzwischen in klinischen Studien betreffend Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bewährt haben, zielen darauf ab, die schubförmig verlaufende MS – weitaus häufigste Form der Erkrankung – so gut wie möglich aufzuhalten und zum Stillstand zu bringen. Die entzündungshemmende Wirkung steht auch bei den neuen Substanzen im Vordergrund.

Erleichterte Einnahme

Ein neues Präparat basiert auf Peginterferon Beta-1a, einem Wirkstoff aus der Gruppe der Interferone. Anders als die bisher täglich zu injizierenden Interferone, bleibt diese Wirkstoff-Variante länger im Körper und braucht nur alle zwei Wochen unter die Haut gespritzt zu werden. Für viele Patienten wäre dies eine Option für die immunmodulatorische Ersttherapie und die neue Verabreichungsform könnte mehr Flexibilität und Freiheit in die Dauertherapie bringen.

Antikörper-Therapie

Humanisierte monoklonale Antikörper können fehlgesteuerte Immunzellen daran hindern, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren und Entzündungsprozesse im Zentralen Nervensystem auszulösen. Dazu binden sich die biochemisch hergestellten Eiweißmoleküle an bestimmte Lymphozyten (B-Zellen und T-Zellen), die zur körpereigenen Abwehr gehören. Offenbar lassen sich durch diesen gezielten Eingriff ins Immunsystem die Entzündungs- wie auch die Schubaktivität deutlich vermindern. Eine Reihe weiterer monoklonaler Antikörper sind daraufhin entwickelt worden, unter anderem Orelizumab und Daclizumab HYP, denen gute Chancen auf eine zeitnahe Zulassung eingeräumt werden. Diese Therapie in Form von monatlichen Infusionen eignet sich speziell für Patienten, bei denen die sicheren Basistherapeutika versagen oder die von Anfang an hochaktiv sind.

Stammzell-Therapie

Bei schweren Verlaufsformen könnte das Einsetzen körpereigener Stammzellen in das zuvor von Abwehrzellen komplett bereinigte Immunsystem eine wirksame Maßnahme darstellen, wie die ASTIMS-Studie nahelegt. Noch ist das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen so hoch, dass die Stammzelltransplantation noch nicht als Therapieoption in Frage kommt. Zeit braucht auch noch die Erforschung einer besseren Behandlung bei fortschreitenden Verlaufsformen. Therapieansätze zum Schutz und Wiederaufbau geschädigter Nerven zu entwickeln, bleibt nach wie vor das große Thema für die MS-Forschung der Zukunft. Quellen: Pharma-Zeitung, DMSG