Multiple Sklerose: Komfortable Basistherapien
Eine Reihe neuer Medikamente zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose sind innerhalb kurzer Zeit auf den Markt gekommen oder angekündigt. Der Trend geht dahin, die Dauertherapie für MS-Patienten einfacher zu gestalten.
Ob als Tabletten, Injektionen oder als Infusion: MS-Basistherapeutika der neuen Generation können die Schubrate deutlich senken und die Krankheitsaktivität mindestens für einige Jahre verzögern. Abgesehen von den verschiedenen Wirkstoffen unterscheiden sich die Medikamente darin, in welcher Weise und wie oft sie angewendet werden. Möglichst unkompliziert soll es sein: Fumarsäure-Kapseln oder Teriflunomid-Tabletten lassen sich auch unterwegs ohne Aufwand einnehmen. Das dürfte vor allem Patienten interessieren, die sich mehr Unabhängigkeit und gefühlte Freiheit in der Dauer-therapie wünschen.
Mehr Zeit zwischen den Injektionen
Für diejenigen, die auf Interferone gut eingestellt sind, ist jetzt ein weiteres Komfort-Medikament hinzugekommen: Peginterferon beta-1a. Diese Wirkstoffvariante braucht nur noch alle zwei Wochen mittels eines Fertigpens unter die Haut gespritzt zu werden. Möglich ist dieses großzügige Injektionsintervall durch beigemischtes Polyethylenglycol (PEG), eine längere Molekülkette, die verhindert, dass die Eiweißteilchen des Interferons schnell wieder abgebaut werden: Der Wirkstoff bleibt doppelt so lange im Körper. Das größere Dosierungsintervall ermöglicht MS-Patienten ein flexibleres Therapieschema.
Neuer Antikörper
In Aussicht steht ein weiterer Wirkstoff, der einmal im Monat unter die Haut gebracht wird: Daclizumab HYP, ein monoklonaler Antikörper, der sich bereits über viele Jahre nach Organtransplantationen bewährt hat und zur besseren Verträglichkeit seitdem modifiziert wurde. Eine Studie bestätigte kürzlich, dass dieser Wirkstoff bei MS in doppelter Hinsicht effektiv ist – und zum Teil besser als Interferon beta-1a in der Vergleichsgruppe abschnitt. Die Schubrate sank bei den Teilnehmern der klinischen Studien unter Daclizumab HYP um mehr als die Hälfte innerhalb von zwei Jahren und die Erkrankung entwickelte sich nicht weiter. Der Hersteller rechnet damit, dass die neue Antikörper-Therapie bis Anfang nächsten Jahres zugelassen wird und dann auf den Markt kommen kann.
Verträglichkeit vor Komfort
Die einfachere Handhabung der neuen Medikamente kann durchaus ein Kriterium bei der Auswahl der Therapie sein. NTC-Neurologe Dr. med. Andreas Wiborg wägt für den Fall eines Wechsels ab: Wenn das häufige Injizieren einen Patienten sehr belastet, käme eine der neuen Therapieformen in Frage.
Von Vorteil könne es sein, so Dr. Wiborg, dass mit pegyliertem Interferon insgesamt weniger Schmerzmittel nötig werden. Abzuwarten bleibt aber, ob diese höhere Dosis an Interferonen, wenn auch in verlangsamter Form abgegeben, nicht zu stärkeren grippeähnlichen Symptomen führt.
Die individuelle Verträglichkeit wird maßgeblich mit darüber entscheiden, ob ein Patient tatsächlich an Therapiekomfort gewinnt.