Psyche: Seelische Folgen ernst nehmen
Dass es nach einem Schlaganfall zu körperlichen Folgen, wie Lähmungen oder Sprachstörungen, kommen kann, ist bekannt. Aber was ist mit den seelischen Auswirkungen?
Schätzungen zufolge leidet etwa ein Drittel aller Schlaganfall-Patienten als Folge der Erkrankung unter einer Depression. Diese sogenannte Post Stoke Depression kann zwei grundsätzliche Ursachen haben: Zum einen können durch den Schlaganfall ausgelöste Verletzungen im Gehirn direkten Einfluss auf Gefühle und Empfindungen des Patienten haben. Andererseits spielt vor allem die Erkenntnis, dass es sich bei einem Schlaganfall um ein einschneidendes Erlebnis mit gravierenden Folgen auf das Leben handelt, eine entscheidende Rolle. Die hervorzuhebenden Emotionen sind dabei Trauer, Angst, Antriebs- und Hilflosigkeit. Untersuchungen zufolge nehmen diese depressiven Symptome mit der Stärke des Schlaganfalls zu – auch in Abhängigkeit vom Ausmaß körperlicher Beeinträchtigungen. Neben der Hilfebedürftigkeit bei Lähmungen stellen vor allem schwere Sprech- und Sprachverständnisstörungen (Aphasie) einen Risikofaktor für eine Depression dar.
Wichtige Nachsorge
Auch wenn es in der akuten Behandlung eines Schlaganfalls in erster Linie darum geht, körperliche Folgen zu vermeiden beziehungsweise diese im Rahmen einer Rehabilitation zu vermindern, darf insbesondere in der Nachsorge zu Hause die Möglichkeit einer Depression nicht außer Acht gelassen werden. Oftmals werden sich die Patienten erst in den eigenen vier Wänden den möglichen Auswirkungen der Erkrankung auf ihr Leben bewusst. Diese Erkenntnis sowie der Frust über die neue Situation kann langsam aber stetig zunehmen, sodass es erst längere Zeit nach dem Schlaganfall und der Akutbehandlung zu einer Depression kommen kann. Aus diesem Grund bleibt diese häufig unerkannt oder die depressiven Symptome werden nicht in direkten Zusammenhang mit dem Schlaganfall gebracht.
Teufelskreis vermeiden
Unbehandelt hat eine Post Stroke Depression aber nicht nur starke negative Folgen für das Wohlbefinden sowie möglicherweise für den beruflichen und privaten Alltag des Patienten, sie kann auch das Risiko erhöhen, erneut einen Schlaganfall zu erleiden. Das liegt vor allem daran, dass von Depressionen Betroffene häufiger ungesund leben – inklusive mangelnder Bewegung, Übergewicht und Rauchen. All dies sind wiederum Risikofaktoren für einen Schlaganfall.
Umso wichtiger ist es, auch die depressiven Symptome nach einem Schlaganfall ernst zu nehmen und sich für deren Behandlung ärztliche Hilfe zu suchen. Wie bei Depressionen anderer Ursachen bietet sich auch bei der Post Stroke Depression ein zweigleisiger
Therapieansatz an – bestehend aus der Einnahme von antidepressiven Medikamenten sowie einer Psychotherapie.