Parkinson: Off-Phasen entschärfen

Schmerzen, Angst oder Durchschlafprobleme begleiten das Leben, wenn ein Morbus Parkinson fortgeschritten ist. Treten diese Beschwerden nur in den schlechten Phasen auf, lohnt es sich, mit dem Neurologen darüber zu sprechen.

Bei Parkinson-Patienten können sich nach fünf, manchmal erst nach 15 Krankheitsjahren sogenannte OFF-Phasen einstellen. Ausgelöst werden diese durch die nachlassende Wirkung des Parkinson-Medikaments L-Dopa. Zu Beginn der Erkrankung speichert das Gehirn den Dopamin-Ersatz L-Dopa noch gut, mit Verlauf der Dauertherapie aber verkürzt sich die Wirkzeit. Wird der Dopaminmangel im Gehirn nicht mehr ausgeglichen, versteift sich der Körper und fühlt sich an wie festgefroren, Bewegungen lassen sich nicht mehr oder nur schlecht steuern.

Hinzu kommt womöglich ein Gefühl großer Beklemmung, Nebel im Kopf, Muskelschmerzen und ein jäher Stimmungswechsel: Dies sind die häufigsten nicht-motorischen Symptome, die ausschließlich in den Phasen mit schlechter Beweglichkeit auftreten. Solche OFF-Phasen können über Stunden andauern und auch im Schlaf einsetzen. Klingen sie wieder ab, hören auch die Beschwerden auf. Manche Betroffene erleben diesen Zustand wie einen Alptraum. Dabei ließe sich ihr Leiden lindern, ohne auf L-Dopa, das bislang wirksamste Mittel bei fortgeschrittenem Parkinson, verzichten zu müssen.

Depressionen behandeln

Es ist kaum bekannt, dass solche Beschwerden oft strikt an OFF-Phasen gebunden und dann gut zu behandeln sind, erklärt NTC-Neurologe Dr. med. Robert Pfister, oft hilft es schon, die gleiche Dosis des gewohnten Parkinson-Medikaments in kürzeren Abständen zu nehmen, bei unveränderter Tagesdosis. Häufig komme es jedoch vor, dass sich Patienten und auch Ärzte nicht im Klaren sind, woher die Beschwerden rühren: Wichtig ist zu unterscheiden zwischen Symptomen, die auch da sind, wenn es gut läuft – ON-Phasen – und solchen, die nur in den schlechten Phasen auftreten. Denn gegen Depressionen im OFF können Anti-Depressiva meist nicht helfen, gibt Dr. Pfister zu bedenken.

Tagebuch führen

Der Mangel am Botenstoff Dopamin im Gehirn verursacht nicht nur die gestörte Steuerung der Motorik, sondern kann auch Angst und Depression fördern: Dopamin beeinflusst nämlich auch das limbische System; Teile des Gehirns, die für das Gemüt zuständig sind. Depression und Panik lassen Menschen empfindlicher auf Schmerz reagieren. Der gängige Patienten-Fragebogen, für die bessere Erkennung nicht-motorischer Symptome entwickelt, unterscheidet allerdings nicht zwischen Beschwerden im ON und im OFF. Ich empfehle daher Patienten, den Zeitpunkt zu notieren, wann und wie stark Begleitsymptome auftreten und den Arzt daraufhin anzusprechen, so Dr. Pfister. Der Neurologe weist darauf hin, dass eine Depression, die nicht an OFF-Phasen gebunden ist, am besten mit Antidepressiva behandelt werden kann. Depressive Verstimmungen, die nur im OFF auftreten, sind dagegen am besten mit wirksamen Parkinson-Medikamenten zu behandeln. Angst und Depressionen sind keine Nebenwirkungen der Parkinson-Therapie, wie oft vermutet wird. Suchtverhalten oder Halluzinationen dagegen zählen zu den unerwünschten Begleiterscheinungen einer Behandlung. Sie sind aber keine typischen OFF-Symptome, stellt Dr. Pfister heraus.

Schlechte Phasen überbrücken

Ohne eine treffsichere Diagnose ist es kaum möglich, die Symptome im OFF abzustellen. Das musste eine Parkinson-Patientin schmerzlich erfahren, die zunächst in der Psychiatrie auf Depression behandelt wurde – ohne Erfolg. In unserer Praxis bekam sie schließlich Apomorphin verschrieben, berichtet Dr. Pfister, ein Mittel, das Wirkungsschwankungen überbrückt und die OFF-Phasen samt Beschwerden verringert. Mittels einer kleinen Apomorphin-Pumpe konnte die Patientin ihre quälende Angst und Panik wirksam bekämpfen.