Psyche: Depressiv – liegt Es an den Hormonen?
Bei starken Stimmungswechseln sollte auch die Schilddrüse untersucht werden. Denn ihre Hormone haben Einfluss auf den Stoffwechsel von Nervenzellen und Gehirntätigkeit und womöglich auch auf das Gemüt.
Anfangs dachte sich Katja S. nichts dabei, als ihr die Büroarbeit nicht mehr leicht von der Hand ging und sie sich schon am Mittag müde fühlte. Aber dann kam die Schwermut hinzu. Ich konnte mir das gar nicht erklären
, erinnert sie sich, mir ging es sowohl privat als auch beruflich gut. Ich hatte keinen Grund, unglücklich zu sein.
Und doch wurde die 34-Jährige von Tag zu Tag depressiver.
Katja suchte Rat bei einem Psychologen, der eine Vermutung hegte. Er schlug vor, mit einem Bluttest abzuklären, ob nicht vielleicht eine Schilddrüsenstörung der Grund für ihre schlechte Gemütsverfassung sein könnte. Tatsächlich wurde bei Katja eine Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt, ihre Hormonwerte waren auffallend niedrig. Sie erhielt ein Hormonersatzpräparat und fühlte sich nach einigen Wochen wieder unbeschwert und wacher.
Wenn Hormone verrücktspielen
Woran liegt es, dass eine Störung der Schilddrüse Einfluss auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht hat? Die von der Schilddrüse produzierten Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) spielen eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel aller Zellen im Körper. Das heißt, über verschiedene Wege sorgen sie für eine gute Sauerstoff- und Kohlenhydrataufnahme in die Zellen, was wiederum wichtig für alle körperlichen Vorgänge ist, wie Herz-Kreislauf, Verdauung und Muskelarbeit. Aber eben auch für den Stoffwechsel der Nervenzellen und die Gehirntätigkeit.
Gerät der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht – sei es aufgrund einer Unter- (Hypo-) oder Überfunktion (Hyperthyreose) der Schilddrüse oder auch einer autoimmunen Erkrankung (Hashimoto-Thyreoditis) zufolge – kann dies zu zahlreichen Symptomen führen.
Während Schlafstörungen, Herz-Kreislauf- oder Gewichtsprobleme, Müdigkeit oder Schwitzen bekannte Symptome sind, werden die psychischen Beschwerden häufig noch vernachlässigt.
Effektive Therapie
Umso wichtiger ist es, dass bei starken Stimmungsschwankungen und depressiven Symptomen auch immer mittels Bluttest untersucht wird, ob organische Störungen dafür die Ursache sind beziehungsweise ob ein abnormaler Hormonwert vorliegt. Ist das der Fall, kann eine entsprechende Therapie (L-Thyroxin bei Unter- und Thyreostatika bei Überfunktion) dazu beitragen, die Werte zu normalisieren.
Damit können auch die Symptome gelindert und das seelische Gleichgewicht wieder hergestellt werden, wodurch sich die Lebensqualität der Betroffenen stark verbessert.