Multiple Sklerose: Dann rücken wir eben zusammen!
Die meisten Menschen möchten so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben. Wenn der Alltag ohne Hilfe nicht mehr zu schaffen und das Alleinleben nicht mehr möglich ist, könnte es eine gute Lösung sein, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen oder besser noch: selbst eine WG zu gründen.
Für Menschen wie Friederike Pavenstedt (siehe Portrait Seite 6) wäre, sollte ihr Partner sie nicht mehr versorgen können, eine Pflege-WG eine Möglichkeit. Das Mitwohnen hätte für sie viele Vorteile: den eigenen Raum in einer barrierefreien Wohnung, zusammen leben mit Gleichgesinnten, eigenständig bleiben, aber nicht auf sich allein gestellt. Vor allem könnte sie sich die Kosten für Miete, Haushalt und ambulanten Pflegedienst teilen. Das ist oft günstiger als Betreutes Wohnen, je nach Standort und Servicepauschale in einer Wohnanlage. Der Umzug in ein geeignetes Pflegeheim kommt für Friederike Pavenstedt, die mit noch nicht mal 60 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist, nur als Notlösung in Frage. Für eine passende Wohngemeinschaft müsste sie auch nicht einmal aus ihrem Heimatort wegziehen.
Wie findet man eine MS-Wohngemeinschaft?
Ambulant betreute Wohngruppen gibt es bisher vor allem für Menschen mit Demenz oder für psychisch Erkrankte. Das Angebot an ambulant betreuten MS-Wohngruppen ist dagegen noch recht spärlich. Das Interesse an dieser Wohnform nimmt jedoch stark zu, wie die Nachfrage bei MS-Selbsthilfegruppen ergab. Ein erster Weg könnte zur nächstgelegenen Behindertenhilfe führen, um nachzufragen, ob eine entsprechende Initiative geplant ist. Auch ein Anruf beim Pflegestützpunkt lohnt sich. Über geplante oder bestehende Wohngemeinschaften informieren zudem Selbsthilfegruppen und Internetforen.
Selbst eine WG gründen
Zunächst ist die Frage zu klären: Wer macht mit? Mitbewohnerinnern und Mitbewohner lassen sich in Selbsthilfegruppen oder über eine Zeitungsanzeige finden. Die eigenen Vorstellungen schriftlich zusammenzufassen, hilft dabei, Interessierte ins Boot zu holen und zu klären, welche Wünsche die gemeinsame Wohnung erfüllen sollte, was Lage, Ausstattung, Größe und Kosten betrifft.
Seit Jahresanfang unterstützt der Staat die Gründung einer Pflege-WG. Mindestens drei Pflegebedürftige müssen es sein, damit Fördermittel fließen – jeder Mitgründer bekommt einmalig 2.500 € und jeden Monat 200 € Mietzuschuss. Für das Umbauen zur barrierefreien Wohnung stehen weitere Mittel zur Verfügung, die Pflegekassen geben hierzu Auskunft.
Gemeinsam Mieten
Eine geeignete Fünf-Zimmer-Wohnung auf dem freien Markt zu finden, ist oft Glückssache. Mehr Aussicht auf Erfolg bietet eine Anfrage bei Wohnungsbau-Genossenschaften. Sie werden öffentlich gefördert und können günstig Wohnraum anbieten, der auch auf spezielle Bedürfnisse zugeschnitten ist. Bei den in vielen Kommunen tätigen Gesellschaften für Stadtentwicklung entstehen derzeit viele neue Projekte für gemeinschaftliches Wohnen, darunter auch das Mehrgenerationen-Wohnen. kb