Parkinson: Mehr Tagesfrische gewinnen

Zahlreiche Parkinson-Patienten haben tagsüber mit starker Müdigkeit zu kämpfen. Vor allem für die Berufstätigen wird ein plötzlicher Leistungsabfall im Alltag zum Problem. Mit gezielten Maßnahmen lässt sich einiges tun, um die Tagesfrische zu verbessern.

Wie massiv die Tagesmüdigkeit im Vergleich zu anderen Parkinson-Symptomen die Lebensqualität beeinträchtigen kann, zeigen Umfragen: Patienten finden eine eingeschränkte Beweglichkeit weniger störend als übermäßige Müdigkeit. Nur depressive Störungen bewerten sie schlimmer. Auch für Angehörige stellt die fehlende Tagesfrische bei betroffenen Familienmitgliedern im Zusammenleben und bei der Pflege ein Problem dar.

Oft unterschätzt

Übermäßige Müdigkeit am Tag kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen liegt es an der Parkinson-Erkrankung selbst, zum anderen können auch Medikamente dazu führen. So ist Tagesmüdigkeit eine häufige Nebenwirkung von Dopamin-Agonisten und kann auch unter L-Dopa auftreten – manchmal so stark, dass gewohnte Tätigkeiten im Alltag oder am Arbeitsplatz kaum mehr zu schaffen sind. Darüber hinaus können auch urologische Präparate Müdigkeit auslösen. Obwohl so häufig, wird dieses Symptom oft unterschätzt. Behandelnden Ärzten ist mitunter nicht klar, ob ihre Patienten stark unter Tagesmüdigkeit leiden, vor allem, wenn sie sich in der Praxissituation munter fühlen und das Thema nicht zur Sprache bringen.

Bedenken aussprechen

Insbesondere für berufstätige Menschen mit Parkinson ist eine verbesserte Tagesfrische, auch Vigilanz genannt, entscheidend. Schließlich könnten Leistungseinschränkungen, die durch Müdigkeit entstehen, dazu führen, dass man den Anforderungen im Beruf nicht mehr gewachsen ist. Damit einher geht generell die Sorge um den Arbeitsplatz und es stellt sich die Frage, ob ein aktives Leben weiterhin möglich ist: Müssen liebgewonnene Hobbys oder sportliche Aktivitäten aufgegeben werden? Ist das Autofahren noch zu verantworten? Auch solche Fragen sollten mit dem Arzt ausführlich besprochen werden.

Die Tagesfrische verbessern

Diese Maßnahmen können dabei helfen, tagsüber wacher zu bleiben:

  • Bitten Sie den Neurologen um eine Kontrolle Ihrer Medikation.
  • Achten Sie auf mäßige körperliche Bewegung, möglichst an der frischen Luft.
  • Auf Kaffee oder Tee nach 16 Uhr und generell auf Alkohol verzichten.
  • Ein leichtes Essen fördert den Schlaf, schwere Mahlzeiten dagegen nicht.
  • Das Schlafzimmer sollte ruhig, abgedunkelt, kühl und gut belüftet sein.
  • Leichte Bettdecken und Bettwäsche aus glattem Stoff vereinfachen das Umdrehen im Bett.
  • Stellen Sie den Wecker oder Uhren nicht in Ihr Sichtfeld: Nichts ist zermürbender, als in einer Aufwachphase dauernd auf die Uhr zu sehen.
  • Lernen Sie Entspannungstechniken, die Sie beim Einschlafen und auch in Aufwachphasen anwenden können.

Mein Rat:

Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen und Freunden über die Tagesmüdigkeit. Möglicherweise sind Sie im Alltag häufig müde, bemerken es aber selbst nicht. Wenn Sie starke Einschränkungen in Beruf, Freizeit oder im Alltag feststellen, nehmen Sie das nicht einfach hin. Lassen Sie Ihren Arzt die aktuelle Medikation kontrollieren und probieren Sie aus, welche der Maßnahmen für mehr Tagesfrische Ihnen am besten weiterhelfen.

Dr. med. Reinhard Ehret
Facharzt für Neurologie, Berlin