Parkinson: Richtig essen bei Parkinson

Hilft Joghurt gegen das Zittern? Ist Brot schlecht für das Gehirn? Es kursieren zahlreiche Ernährungstipps, doch nicht alle eignen sich für Menschen mit Parkinson. Was Sie für die tägliche Kost wissen sollten.

Es klang wie eine echte Sensation: Bulgarischer Joghurt heilt Parkinson. In den Medien machte die Schlagzeile letztes Jahr die Runde, ausgelöst durch einen Bericht des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik. Dort hatten Forscher im Labor nachgewiesen, dass eine linksdrehende Milchsäure, das D-Laktat, Nervenzellen retten kann. Reichlich vorhanden ist D-Laktat in Joghurt, der viele Bakterien zugesetzt bekommt.

Die Deutsche Parkinson Gesellschaft e.V. stellte bald klar: Es handelte sich nur um ein Experiment im Reagenzglas. Offen sei, ob diese Form der Zellreparatur auch im Kopf von Parkinsonerkrankten funktioniert. Becherweise Joghurt zu löffeln, bringt daher womöglich wenig für die Nerven.

Vorsicht vor Diäten

Getreide ist Gift fürs Gehirn ist auch so eine Botschaft, die in Parkinson-Foren oft verbreitet wird. Garniert ist sie häufig mit einem Hinweis auf die Paleo-Diät (Steinzeit-Diät), eine Ernährungsform ohne Körner und Milch, dafür mit viel Fleisch, Fisch und Eiern. Befeuert wird der Trend zu einer eiweißreichen und glutenfreien Kost durch den US-Bestseller Brain Maker was wörtlich übersetzt Gehirn-Macher heißt. Der Neurologe David Perlmutter schreibt darin, dass Gluten, der Klebstoff im Getreide, Darm und Nerven schädige und Parkinson auslösen könne. In Fachkreisen sind seine Thesen sehr umstritten.

Doch spricht etwas dagegen, die eine oder andere Diät auszuprobieren? Dr. Sibylla Hummel, Neurologin aus Bad Krozingen, rät davon ab: Bei Parkinson ist jede einseitige Ernährung ungünstig. Eiweißreiche Kost könne sogar zum Problem werden. Wer viel gekochte Eier oder Fischgerichte isst, nimmt Medikamente schlechter auf, sagt die Ärztin. Mögliche Folge: Zittern, Muskelsteifigkeit und Überbewegungen verstärken sich.

Auf Kohlenhydrate, etwa aus Vollkornbrot und Naturreis, sollte man dagegen nicht verzichten. Denn Menschen mit Parkinson brauchen viel schnell verfügbare Energie für die Arbeit der Muskeln und Nervenzellen. Sibylla Hummel: Joghurt und andere Milchprodukte – auch in kleinen Mengen – sind vorteilhaft, weil sie viel Kalzium enthalten, das die Knochen stärkt.

Mittelmeerküche für jeden Tag

Unter dem Strich bleibt es bei der simplen Regel: Optimal ernährt sich, wer gesund und ausgewogen isst. Die Neurologin empfiehlt die traditionelle Mittelmeerkost: Viel frisches Gemüse und faserhaltige Früchte, wenig Fleisch und Fisch, Brot und Nudeln, dazu Olivenöl mit einfach gesättigten Fettsäuren. All das ist leicht verdaulich und reich an Inhaltsstoffen für den Zellschutz, wie neuere Studien bestätigen. Schmackhaft sind mediterrane Speisen obendrein. Und täglich ein Hauch von Sonne und Urlaub auf dem Tisch, das dürfte auch der Familie gut gefallen. kb