Multiple Sklerose: Ein Teil vom Leben

Ihr preisgekrönter Film Kleine graue Wolke hat Sabine Marina bekannt gemacht. Wir wollten wissen, warum gerade sie eine perfekte Botschafterin für Menschen ist, die mit MS zu tun haben.

Behutsam tastet sich die Filmemacherin durch ihre ersten Jahre mit Multipler Sklerose – eine Zeit, über der die Krankheit wie ein Phantom schwebt: Niemand sieht sie, doch man spürt, dass sie da ist und nicht wieder geht. Im Internet schreibt Sabine Marina darüber, was es heißt, sich lebendig zu fühlen und den Mut nicht zu verlieren. Und weil die 29-Jährige dafür in dem Blog-Projekt einblick.ms-persoenlich.de hinreißende Worte findet, erhält sie viele lesenswerte Kommentare und Gastbeiträge von Leuten mit oder ohne MS.

Und wie geht es dir so?

Bei einem Treffen mit ihr sagt sie mit sanfter Stimme: Ich bin am liebsten für mich allein und habe gern alles perfekt geregelt. Doch wie passt das zusammen: Hier die ausdrucksstarke, erfolgreiche Medienfrau, die ihre Flitterwochen auf einem Musikfestival feiert und dort die Zartbesaitete, die sich gern zu Hause verkriecht und Papierdrachen bastelt? Die MS habe ihr neue Wege zu sich selbst und den Mitmenschen eröffnet, sagt Sabine Marina. Als sie die Diagnose erhielt, wusste sie noch nichts über die Krankheit. Auf ihre Fragen habe ihr Arzt den schönen Satz geprägt: Es gibt da eine kleine graue Wolke an deinem blauen Himmel.

Damals stand die Studentin vor ihrem Bachelor an der Medienhochschule. Doch viel wichtiger als der Studienabschluss war ihr auf einmal diese unberechenbare Krankheit. So entstand die Idee zu einem Film: eine Dokumentation über das Leben mit Multipler Sklerose, die genauso zu ihr gehören sollte wie das zarte Muttermal unter ihrem Halstuch.

Ich möchte inspirieren

Beim Filmen finde sie neue Blickwinkel und schaffe es, Brücken zu anderen Menschen zu bauen, berichtet Sabine. Inzwischen hat sie eine ganze Reihe von Webfilmen zum Thema MS geschaffen. Zu einer besonders bewegenden Szene kommt es in der Einblick-Serie Tausend Gesichter. In einem Zwiegespräch vor laufender Kamera spricht ihre beste Freundin Sandra über ihre Angst vor der Krankheit, die die Freundschaft auseinanderbringen könnte. Sabine Marina zeigt sich tief bewegt von den Tränen in den Augen ihrer Freundin. In meinen Filmen spiegelt sich die MS in den Gesichtern ganz unterschiedlicher Menschen wieder, erklärt die Hamburgerin.

Seit fünf Jahren lebt Sabine Marina nun schon mit ihrer Erkrankung. Jeder Tag fühle sich für sie anders an, sagt sie – mal sei sie todmüde, mal leide sie unter Nervenschmerzen. Und wo sieht sie sich in fünf Jahren? Ich werde bestimmt Mutter sein, ein Buch geschrieben haben und noch mehr bloggen, sprudelt es aus Sabine heraus. Aber vielleicht ist es doch besser, ich lasse mich wieder überraschen, sagt sie im nächsten Atemzug und lehnt sich mit einem Lächeln zurück. kb