Schlaganfall: Gegen die Spastik angehen

Nach einem Schlaganfall haben Betroffene vor allem mit Bewegungseinschränkungen zu kämpfen. Dazu können neben Lähmungen auch spastische Verkrampfungen gehören.

Unter einer Spastik versteht man eine nahezu unkontrollierbare Muskelverkrampfung aufgrund von Schäden im zentralen Nervensystem. Das heißt, durch Schädigungen im Gehirn fallen hemmende Nervenimpulse auf das Rückenmark weg, wodurch die Muskeln der Gliedmaßen unwillkürlich aktiviert werden. Die Folge: eine spastische Steigerung der Muskelspannung. Zu den Verkrampfungen kommt es oft erst eine Weile nach einem Schlaganfall, sagt Dr. Thomas Winker, Neurologe aus Bad Krozingen. Das ist dann der Fall, wenn die zuerst auftretenden ›schlaffen‹ Lähmungen in die spastische Lähmung übergehen. Dabei gelte in der Regel: Je stärker die anfängliche Lähmung war, desto ausgeprägter fällt die nachfolgende Spastik aus.

Schmerzhafte Symptome

Das durch die Spastik gestörte Zusammenspiel der Beuge- und Streckmuskulatur führt oftmals zu einer typischen Körperhaltung: Der Arm verkrampft sich in Ellenbogen und Handgelenk und wird angewinkelt gegen die Brust gepresst. Beim Bein kommt es zur Versteifung und zum Spitzfuß. Ein weiteres Symptom der Spastik ist der Klonus – eine Serie unwillkürlicher stärkerer rhythmischer Muskelzuckungen. Länger anhaltende Verkrampfungen können zu starken Schmerzen bei Bewegungen und Berührungen führen.

Kombinierte Therapie

Die Behandlung spastischer Beschwerden ist meist sehr langwierig und erfordert viel Geduld. Hilfreich ist oft eine Kombination aus Medikamenten und Physio- oder Ergotherapie. Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die der Muskelspastik entgegenwirken, darunter Baclofen, Benzodiazepine oder auch Botulinumtoxin, sagt Thomas Winker. Allerdings seien antispastische Medikamente nicht einfach zu dosieren und könnten bei falscher Gabe auch das Gegenteil des beabsichtigten Effekts erzeugen. Durch die medikamentöse Verminderung der Muskelspannung kann wieder die schlaffe Lähmung in den Vordergrund treten, wodurch der Patient möglicherweise stärker motorisch eingeschränkt ist und schlechter laufen kann als mit der Spastik, sagt der Neurologe.

Bei der begleitenden Physiotherapie sei es vor allem wichtig, die Gelenke des Betroffenen regelmäßig intensiv zu bewegen, um Muskelverkürzungen zu vermeiden. Regelmäßiges Training wirke nicht nur der Steifigkeit entgegen, es führe auch zu neuen Nervenverknüpfungen im Gehirn und somit zum Wiedererwerb verlorener Funktionen.

Auch zu Hause trainieren

Die zur Bekämpfung der Spastik notwendigen Übungen sollten unter Anleitung eines Physio- oder Ergotherapeuten durchgeführt werden, empfiehlt Dr. Winker. Zu Hause könne das Training dann mithilfe eines Angehörigen fortgesetzt werden. Gute Erfahrungen habe man auch mit einem gerätegestützten Training, wie einer roboter-assistierten Rehabilitation oder einer Laufbandtherapie gemacht. Zudem werden zur Stabilisierung von Gliedmaßen oder zur Tonusreduktion in Einzelfällen auch Schienen eingesetzt.

Und noch etwas spiele bei der Spastik eine Rolle, sagt Winker: Da sich die spastischen Symptome durch emotionale Anspannung und Nervosität verstärken können, sind Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung ratsam. Sie können helfen, die Beschwerden zu lindern. ag