Polyneuropathien: Was tun bei Empfindungsstörungen?

Zu den typischen Symptomen entzündlicher Polyneuropathien zählen Missempfindungen in Händen und Füßen, etwa Kribbeln und Taubheitsgefühle. Doch die Empfindungsstörungen lassen sich lindern.

Die Finger sind taub, die Füße kribbeln – Empfindungsstörungen in den Extremitäten sind typische Symptome bei entzündlichen Nervenerkrankungen (Polyneuropathien) wie dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) oder der chronischen inflammatorischen demyelinisierenden Polyradikuloneuropathie (CIDP). Die Betroffenen leiden nicht nur unter unangenehmen Gefühlen, auch alltägliche Verrichtungen fallen oft durch eine Taubheit in Füßen und Fingern schwer. Eine Flasche öffnen, die Bluse zuknöpfen – all das stellt plötzlich eine große Herausforderung dar. Wenn dann aufgrund der Erkrankung Kraft und Motorik fehlen, wird der Alltag erstrecht erschwert.

Täglich trainieren

Umso wichtiger ist es, den Missempfindungen entgegenzuwirken und die motorischen Funktionen von Händen und Füßen zu verbessern, sagt Albert Scheffold. Er engagiert sich in der deutschlandweit tätigen GBS und CIDP-Selbsthilfegruppe Deutsche GBS Initiative e.V. und ist selbst an CIDP erkrankt. Betroffene sollten möglichst täglich ihre Finger und Zehen trainieren, empfiehlt Scheffold. Geeignet sind zum Beispiel regelmäßige Schreibübungen, auch wenn es vielen Polyneuropathie-Patienten schwerfällt, einen Stift zu halten. Man könne auch versuchen, eine kleine Münze aus einer mit Erbsen gefüllten Kiste herauszufischen. Noch kniffliger sei es, nur mit den Füßen ein Seil auf dem Boden zu einer Acht zu legen oder sogar einen Knoten zu knüpfen. Je öfter man solche Dinge übt, desto leichter fallen sie, sagt Scheffold.

Beschwerden lindern

Auch gegen die unangenehmen Symptome gibt es ein paar gute Tipps zum Ausprobieren. So hilft es vielen Betroffenen, Tennis- oder Igelbälle mit den Händen zu kneten oder unter den Fußsohlen zu rollen. Auch das Kneten von Kissenbezügen voller Bohnen oder Reis oder ein Fußbad in Erbsen oder Linsen bringt oft Linderung.

Ich kenne Betroffene, die ihre Hände und Füße mit Kleiderbürsten oder sogar mit elektrischen Zahnbürsten massieren. Auch Kälte oder Wärme können die Beschwerden lindern, sagt Scheffold. Er wärme zum Beispiel seine Schuhe vor dem Anziehen mit einem Fön an. Das helfe gegen kribbelige Füße. Andere wiederum schwören auf mobile Geräte zur transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS), die in der Regel sogar von den Krankenkassen bezahlt werden.

Praktische Alltagshilfen

Im Handel finden sich viele praktische Helfer für schwierige Aufgaben im Alltag. So gibt es spezielle Flaschenöffner, Schnürsenkelbinder oder Einfädelhilfen für Knöpfe. Auch Griffhilfen für Schubladen oder Kochlöffelstiele haben sich bewährt: Sie erleichtern das Greifen und senken den erforderlichen Kraftaufwand.

Viele dieser Hilfsmittel werden vor allem für Rheuma- und Arthrosepatienten angeboten, können aber auch Polyneuropathie-Patienten den Alltag erleichtern. Nähere Informationen erhalten Sie von Ihrem behandelnden Arzt oder durch den Austausch mit anderen Betroffenen. ag