Gehirn und Ernährung: Mediterranes Essen senkt Alzheimer-Risiko

Weltweit steigt die Lebenserwartung – und damit auch die Zahl der Alzheimer-Patienten, denn Alter ist der größte Risikofaktor für die Krankheit. Wie sich das Risiko zumindest reduzieren lässt, zeigen Forschungsergebnisse in der Ernährungswissenschaft: Eine mediterrane Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung kann vorbeugend wirken.

Alzheimer ist noch immer nicht heilbar. Es gibt zwar unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, die das Gehirn anregen und somit die Lebensqualität so gut und lange wie möglich erhalten. Jedoch lässt sich der Verlust von Gehirnzellen – die neurodegenerative Erkrankung selbst – nicht verhindern. Deshalb ist es so wichtig, sich mit der Prävention von Alzheimer zu befassen, sagt Professor Gunter Eckert vom Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Eine besondere Rolle spiele die mediterrane Ernährungsweise, sagt der Wissenschaftler, der sich auf Ernährung in Prävention und Therapie von altersbedingten neurodegenerativen Erkrankungen spezialisiert hat. Viele Studien deuten darauf hin, dass sie die Alzheimer-Gefährdung deutlich reduziert – wir gehen derzeit von 40 bis 60 Prozent aus.

Salate, Fisch, Olivenöl

Eine mediterrane Ernährung zeichnet sich durch bestimmte Lebensmittel und Nährstoffe aus. Sie bedeutet nicht, dass man zweimal in der Woche zum Italiener geht, sagt Eckert. Ein guter Anhaltspunkt sei der früher auf Kreta übliche Speiseplan: Da gab es viel Obst und Gemüse, Fisch, Nüsse und Olivenöl. Wichtig seien dabei die sekundären Pflanzenstoffe, die sich in vielen Pflanzenteilen befinden und etwa Obst und Gemüse ihre Farbe geben. Man findet sie in Oliven, Zucchini, Zitrusfrüchten oder Weinblättern. Sie aktivieren in den Körperzellen Gene, die dafür sorgen, dass körpereigene Abwehrmechanismen verstärkt werden: Das ist so, als würden unsere Zellen ihre Schutzschilde hochfahren. Die verschaffen der Zelle mehr Energie und verhindern Angriffe durch schädliche Stoffe wie freie Radikale, die die Zelle schädigen oder sogar zum Absterben bringen könnten, erläutert der Gießener Ernährungswissenschaftler.

Da die Mechanismen des Zelluntergangs bei Alzheimer noch nicht exakt erforscht seien, könne man zwar auch noch keine zielgerichteten Medikamente entwickeln, allerdings seien die Vorgänge der Prävention schon relativ gut im Detail nachzuvollziehen. So sei eindeutig nachgewiesen, dass die Stärkung der Zellen durch mediterrane Ernährung das Alzheimer-Risiko deutlich senkt.

Täglich außer Atem kommen

Man müsse sich jedoch nicht sklavisch mediterran ernähren, sagt Eckert. Jeder Schritt in diese Richtung sei gut und wichtig – je konsequenter, desto besser. Wichtig ist vor allem, nicht nur für einen bestimmten Zeitraum bewusst zu essen, so wie es bei vielen Diäten der Fall ist, sondern die Ernährung wirklich auf Lebenszeit umzustellen. Eine bedeutende Rolle bei der Prävention von Alzheimer spiele außerdem körperliche Bewegung, die für eine bessere Vernetzung der Zellen untereinander sorge. Das muss kein großes Sportprogramm sein, sagt der Experte, es reicht schon, wenn man jeden Tag für eine halbe Stunde ein bisschen außer Atem kommt. Kleine Veränderungen wie Treppensteigen statt Aufzugfahren oder viele Wege zu Fuß zu erledigen, könnten schon viel bewirken.

Die Prävention greift allerdings nur bei der sogenannten sporadischen Form von Alzheimer, bei der die Gene nur eine von vielen Rollen spielen und das Alter der größte Risikofaktor ist. Die erblich bedingte, genetische Form von Alzheimer wird durch ererbte Genveränderungen ausgelöst, an der auch eine gesunde Lebensweise nichts ändern kann. Sie macht aber insgesamt nur ein bis fünf Prozent der Fälle aus. Für die bedeutende Mehrheit der potenziellen Alzheimerfälle ist eine gesunde Ernährung also eine vielversprechende Vorsorgemöglichkeit, fasst Eckert zusammen.nk