Polyneuropathien: Was tun gegen Schmerzen?

Gefühlsstörungen in Armen und Beinen sind charakteristisch für eine entzündliche Polyneuropathie. Viele Betroffene leiden auch an Schmerzen. Durch gezielte Therapie kann ihnen geholfen werden.

Schmerzen beim Guillain-Barré- Syndrom (GBS) oder bei der Chronischen Inflammatorischen Demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) können verschiedene Gründe haben. Dazu zählen Verspannungen wie sie beispielsweise nach längerem Liegen auftreten können oder sturzbedingte Knochenbrüche. Hauptursache ist meist jedoch der primäre Nervenschmerz durch krankheitsbedingt beschädigte Nerven.

Vorboten der Krankheit

Oft tritt der neuropathische Schmerz schon auf, bevor es zu anderen Symptomen kommt, wie eine niederländische Befragung von GBS-Patienten ergeben hat. Demnach litten 36 Prozent der Befragten bereits zwei Wochen vor der ersten Lähmungserscheinung unter Schmerzen. In der akuten Erkrankungsphase waren 66 Prozent und nach einem Jahr noch immer 38 Prozent von Schmerzen geplagt. Und auch bei CIDP ist Schmerz häufiger als gedacht: Laut einer Befragung unter Patienten der Mannheimer Universitätsmedizin ist ein Drittel der Betroffenen im Alltag durch Schmerzen beeinträchtigt. Französische Forscher vom Universitätsklinikum in Limoges fanden zudem heraus, dass Schmerz bei etwa einem Fünftel der CIDP-Patienten das erste Symptom ist.

Passende Medikamente

Obwohl es bei entzündlichen Polyneuropathien oft zu Schmerzen kommt, gibt es bislang kaum Therapiestudien. Daher versuchen wir, den Patienten mit ganz individuellen Behandlungsansätzen zu helfen, sagt Dr. Andreas Peikert, NTC-Neurologe aus Bremen. Dazu gehört meist eine wirksame medikamentöse Therapie.

Diese kann mit klassischen Schmerzmitteln wie Paracetamol und Acetylsalicylsäure oder auch mit Opioiden erfolgen. Hier muss jedoch auf mögliche Nebenwirkungen und das Risiko einer Abhängigkeit geachtet werden. Zudem haben sich einige Medikamentengruppen in der Behandlung von neuropathischen Schmerzen als wirksam erwiesen, die ursprünglich für andere Erkrankungen entwickelt wurden, etwa gegen Depressionen oder Epilepsie, sagt Peikert. Die Präparate unterdrücken entweder die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark, dämpfen die Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen oder aktivieren schmerzhemmende Nervenzellverbände.

Physiotherapie und mehr

Gegen die Schmerzen können auch Akupunktur, Physiotherapie oder eine physikalische Behandlung helfen. Dies unterstützt die Schmerzbekämpfung bei sensiblen und motorischen Störungen. Zur physikalischen Therapie gehören Krankengymnastik, Wechsel- und Bewegungsbäder, warme und kalte Wickel oder Elektrobehandlungen gelähmter Muskeln, sagt Andreas Peikert. Die Maßnahmen sollen die Durchblutung verbessern, die Muskulatur stärken und die Mobilität erhöhen.

Zudem kann eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) die Nervenschmerzen bekämpfen. Dabei wird eine Elektrode auf die schmerzende Körperregion platziert. Sie gibt elektrische Impulse ab, die die Hautnerven reizen. Das kann die Schmerzweiterleitung beeinflussen und körpereigene Botenstoffe (Endorphine) freisetzen – beides wirkt schmerzlindernd. Die Therapie lässt sich mittels kleiner mobiler Geräte, die unter anderem im Internet erhältlich sind, ohne fremde Hilfe zu Hause anwenden.

Bei allen Strategien ist der Erfolg zwar nicht garantiert, mit etwas Geduld lässt sich das passende Konzept jedoch für jeden individuell ermitteln. ag