chronisch krank: Lebe deinen Traum!
Träume haben wir alle. Mal sind sie mehr, mal weniger realistisch. Und manche sollte man sich unbedingt erfüllen. Eine chronische Krankheit ist dabei meist kein Hindernis. Im Gegenteil: Vielen Patienten schenkt sie das zusätzliche Quäntchen Kraft, das notwendig ist, um Herzensanliegen auch umzusetzen.
Am Anfang steht meist der Wunsch nach Heilung. Fast alle Patienten, bei denen eine chronische Krankheit diagnostiziert wird, hoffen zunächst nur eines: früher oder später wieder gesund zu werden
, sagt Dr. Anna Sibylla Peikert, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin am Neurologicum Bremen. Sie träumen davon, dass möglichst alles so bleibt, wie es war – und mitunter dauert es lange, bis die Patienten ihre inneren Widerstände gegen die Erkrankung aufgeben.
Dabei ist Peikert zufolge gerade das besonders wichtig. Das Nicht-Akzeptieren der Krankheit raubt Energie, die deutlich gewinnbringender eingesetzt werden könnte
, sagt sie. Erst wenn man die Tatsache annehme, dass sich das Leben definitiv verändern werde, könne man sich der eigenen Stärken und Fähigkeiten, die einem trotz der Erkrankung blieben, bewusst werden.
Es muss kein riesiges Projekt sein
Klar ist: Träume hat und braucht jeder. Doch für manche Menschen sind sie besonders wichtig. Gerade Patienten mit einer fortschreitenden Erkrankung sollten ihre Ziele und Wünsche sehr ernst nehmen
, sagt Dr. Klaus Gehring, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie vom Neurozentrum am Klosterforst in Itzehoe. Ein selbst gestecktes Ziel, eine Perspektive, die mit der Erkrankung an sich möglichst wenig zu tun hat, kann deren Verlauf vielfach positiv beeinflussen
, sagt er.
Es muss gar nicht immer die große Reise, das aufregende Abenteuer, das prestigeträchtige Projekt sein. Die meisten meiner Patienten träumen von scheinbar ganz banalen Dingen
, sagt Gehring. Sie wollen ihrem Beruf weiter nachgehen, ihre Hobbys pflegen, Urlaube wie gewohnt verbringen und natürlich nach wie vor am sozialen Leben in der Familie und im Freundeskreis teilhaben.
Entscheidend ist die Einstellung
Dr. Anna Sibylla Peikert rät ihren Patienten in Krisensituationen dazu, eine Tabelle zu erstellen: Was geht? Was geht nicht mehr? Und, ganz wichtig: Was geht stattdessen?
So viele Wünsche, Träume und Pläne ließen sich auch mit einer Erkrankung, selbst im fortgeschrittenen Stadium, noch umsetzen, sagt sie. In erster Linie brauche es dazu Mut und Selbstvertrauen: Wir können die Realität nicht ändern, aber unsere Haltung dazu.
Auch Neurologe Gehring betont, wie entscheidend es sei, weniger auf die entstehenden Defizite zu schauen, sondern auf die eigenen Stärken und Besonderheiten. Der Fokus sollte immer auf dem liegen, was man alles noch schaffen, erleben und genießen kann
, sagt er.
Viele Patienten mit fortschreitenden Erkrankungen strahlten eine besondere Intensität aus, sagt Peikert: Sie leben ihre Träume und sind aufmerksam für all das Schöne, das in jedem Moment um sie herum geschieht.
Die meisten gesunden Menschen könnten von ihnen viel lernen. ab