chronisch krank: Erfolgreich mit dem Top Modell

Eine chronische Erkrankung muss die Leistung im Beruf nicht zwingend schmälern. Der Arbeitsmediziner Dr. Thomas Katzenbach gibt Tipps, wie Patienten ihrer Arbeit trotz gewisser Einschränkungen erfolgreich nachgehen können.

Zunächst sollte man sich überlegen, welche Defizite vorhanden sind und inwieweit diese die gestellten Aufgaben im Beruf beeinflussen. Der behandelnde Neurologe sollte für den Arbeitgeber dann ein Attest ausstellen, aus dem ersichtlich wird, welche konkreten Einschränkungen des Leistungsvermögens vorliegen. Auch ein Entlassungsbericht aus der Reha kann hilfreich sein.

Anschließend gilt es, aktiv zu werden, damit ein Arbeitsplatz eingerichtet werden kann, der den eigenen Bedürfnissen bestmöglich entspricht. Wertvolle Dienste kann dabei der Betriebsarzt leisten, der übrigens wie alle Ärzte der Schweigepflicht unterliegt, auch dem Arbeitgeber gegenüber.

Technische Hilfsmittel

Eine besonders hilfreiche Vorgehensweise, um trotz einer chronischen, womöglich fortschreitenden Erkrankung möglichst lange erfolgreich im Beruf zu bleiben, ist unter dem Namen TOP bekannt. TOP steht für technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen. In genau dieser Reihenfolge sollten sie angegangen werden.

Zunächst sollten also alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Arbeitsplatz so gut es geht an die Einschränkungen anzupassen. Anregungen und Unterstützung erhalten Schwerbehinderte und Gleichgestellte bei den technischen Beratern der Integrationsämter. Die Kosten für viele technische Hilfsmittel – zum Beispiel für einen Sitz-Steh-Arbeitsplatz, spezielles Computerzubehör oder eine sogenannte Personen-Notsignal-Anlage – werden von diesen Ämtern in der Regel übernommen. Auch die Rentenversicherungsträger bieten technische Beratung an.

Organisatorische Schritte

Wenn alle technischen Maßnahmen nicht ausreichen, sind als nächstes organisatorische Schritte gefragt. Beispielsweise kann man über eine Veränderung der Arbeitszeiten nachdenken. Wer etwa bislang an drei Tagen in der Woche acht Stunden gearbeitet hat, der ist vielleicht besser beraten, dies künftig an vier Tagen für sechs Stunden zu tun. Vollzeitarbeitende sollten mit ihrem Arbeitgeber besprechen, inwieweit eine Reduzierung der Arbeitszeit möglich ist – selbst wenn dieser Schritt es erforderlich machen sollte, auf der Karriereleiter eine Stufe zurückzugehen. Um finanzielle Einbußen so gering wie möglich zu halten, kann es sinnvoll sein, eine Teilerwerbsminderungsrente zu beantragen. Schichtarbeiter sollten sich gegebenenfalls ein ärztliches Attest besorgen, um keine Nachtschichten mehr leisten zu müssen und so wenige Schichtwechsel wie möglich zu haben. Wer nur einzelne Tätigkeiten nicht mehr ausüben kann, könnte vielleicht nach Absprache von Kollegen entlastet werden.

Persönliche Konsequenzen

Sind alle organisatorischen Maßnahmen ausgeschöpft, wird es Zeit, über persönliche Konsequenzen nachzudenken. Gerade in größeren Unternehmen ist es oft möglich, innerhalb des Betriebes einen anderen Aufgabenbereich zu übernehmen. Wer bislang zum Beispiel in der Altenpflege tätig war, kann die Senioren jetzt vielleicht betreuen, ihnen beispielsweise vorlesen, oder aber andere Pfleger beraten. Auch ein solcher Schritt sollte nach Möglichkeit zunächst mit dem Betriebsarzt besprochen werden. Oft ist es zudem erforderlich, eine entsprechende Zusatzqualifikation zu erwerben. Diese Leistungen werden durch den Rentenversicherungsträger gefördert. ab

Dr. Thomas Katzenbach
Facharzt für Arbeitsmedizin in Recklinghausen