Polyneuropathien:Unterstützung für das Immunsystem

Bei entzündlichen Polyneuropathien richtet sich das Immunsystem nicht gegen Krankheitserreger, sondern gegen den eigenen Körper. Hier können Immunglobuline helfen.

Sowohl beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS) als auch bei der Chronischen Inflammatorischen Demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) und anderen entzündlichen Polyneuropathien greift das Immunsystem irrtümlich körpereigene Strukturen an. Konkret wird die Myelinscheide der Nervenfasern durch die Auto-Immunreaktion (auto = griechisch für selbst) geschädigt. Da diese Isolierschicht eine elementare Rolle

bei der Weiterleitung von Nervensignalen im Körper spielt, kann die Schädigung schwerwiegende Folgen haben. Je nachdem, ob sensorische oder motorische Nervenbahnen betroffen sind, kommt es zu Empfindungsstörungen in Armen oder Beinen oder zu einer Muskelschwäche, manchmal sogar zu Lähmungen.

Wie Plasmaspenden helfen

Warum sich die Köperabwehr, genauer gesagt bestimmte Antikörper (Immunglobuline), statt gegen krankmachende Bakterien und Viren gegen eigene Zellen richten, ist noch unklar. Es gibt jedoch erprobte Behandlungsmethoden. So hilft bei entzündlichen Polyneuropathien häufig eine Therapie mit Immunglobulinen, die aus dem Blutplasma gesunder Spender gewonnen werden. Diese Antikörper können unangemessene Immunreaktionen gegen eigene Nervenstrukturen stoppen oder abmildern. Zudem können sie dabei helfen, Erreger zu erkennen, zu bekämpfen und Infektionen abzuschwächen.

Individuelle Therapie

Eine Behandlung mit Immunglobulinen lässt sich an die individuellen Erfordernisse des Patienten anpassen. Bei der intravenösen Anwendung gelangen die Antikörper als Infusion in die Vene. Dafür muss der Patient alle drei bis vier Wochen in die Praxis des niedergelassenen Arztes oder in die Klinik. Da es bei der intravenösen Gabe schnell zu hohen Konzentrationen im Blut kommt, eignet sie sich vor allem bei akuten Erkrankungen wie dem GBS, aber auch bei chronischen Formen wie der CIDP. Fällt der Antikörperspiegel gegen Ende des Behandlungsintervalls ab, kann es bei einigen Patienten wieder zu leichten Symptomen kommen, beispielsweise zu Abgeschlagenheit.

Anders bei der Infusion von Immunglobulinen unter die Haut. Bei dieser sogenannten subkutanen Anwendung werden kleinere Wirkstoffmengen in kürzeren regelmäßigen Behandlungsabständen gegeben, mindestens aber ein bis zwei Mal pro Woche.

Höhere Selbstständigkeit

Im Unterschied zur intravenösen Therapie – sie bedarf der ärztlichen Aufsicht – kann die subkutane Behandlung nach entsprechender medizinischer Einweisung selbstständig zu Hause oder unterwegs durchgeführt werden. Die Antikörper werden mithilfe einer Infusionspumpe an Bauch oder Oberschenkel unter die Haut injiziert. Kommt es hierbei anfänglich zu Hautreizungen, verschwinden diese in der Regel bald wieder.

Die Selbstbehandlung ist leicht zu erlernen und macht die Patienten unabhängiger im privaten und beruflichen Alltag. Dadurch verbessert sich ihre Lebensqualität oft erheblich, insbesondere bei chronischen Erkrankungen wie der CIDP. ag