Polyneuropathien: Mit Plasmaspende Leben retten
Nach Unfällen oder bei schweren Erkrankungen kann eine Blut- oder Knochenmarkspende Leben retten. Was weniger bekannt ist: Auch Plasmaspenden können für Patienten mit verschiedenen Krankheiten lebenswichtig sein.
Unter Plasma versteht man den flüssigen Anteil des Bluts. Er macht mehr als dessen Hälfte aus und enthält viele wertvolle Proteine, die nicht künstlich (synthetisch) hergestellt werden können. Sie dienen als Grundlage vieler wichtiger Arzneimittel. Weltweit benötigen über eine Million Menschen Medikamente, die aus Plasma hergestellt werden. Je nach Diagnose sind bis zu 120 Spenden nötig, um einen einzigen Patienten ein Jahr lang zu versorgen. Umso wichtiger ist, dass möglichst viele Menschen Plasma spenden.
Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
Allein in Deutschland sind rund 16.000 chronisch Kranke regelmäßig auf Plasmapräparate angewiesen. Dazu zählen unter anderem Patienten, die unter einer Blutgerinnungsstörung – auch bekannt als Bluterkrankheit – leiden. Die aus Plasma gewonnenen Arzneimittel verhindern, dass sie bei Verletzungen verbluten. Des Weiteren können Plasmapräparate Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr dabei unterstützen, Infektionen besser abzuwehren und ein relativ normales Leben zu führen. Auch bei Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem irrtümlich körpereigene Strukturen angreift, zum Beispiel bei verschiedenen entzündlichen Polyneuropathien, kommen die im Blutplasma enthaltenen Immunglobuline zum Einsatz. Die Therapie erfolgt als kurzfristige Akutgabe, wie beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS), oder als regelmäßige Behandlung, etwa bei der Chronischen Inflammatorischen Demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP).
Schonender Ablauf
Bevor Plasma gespendet werden kann, wird der potenzielle Spender auf mögliche Erkrankungen untersucht. Besteht aus medizinischer Sicht kein Einwand gegen eine Plasmaspende, werden aus einer Armvene in mehreren Etappen etwa 1,5 Liter Blut entnommen. Im Gegensatz zur (Voll-)Blutspende wird nun das Plasma von den restlichen Bestandteilen des Blutes (Blutkörperchen und -plättchen) getrennt und letztere dem Spender wieder zugeführt. Das ist für den Körper schonender, weshalb eine erneute Plasmaspende bereits nach wenigen Tagen wieder möglich ist. Der gesamte Spendevorgang dauert in der Regel circa 45 Minuten und es werden bis zu 850 ml Plasma gewonnen.
Wer kann spenden?
Im Prinzip kann fast jeder Plasma spenden, der
- gesund und
- zwischen 18 und 68 Jahren alt ist,
- mindestens 50 kg wiegt,
- über eine ausreichende Immunabwehr verfügt,
- sich innerhalb der vergangenen vier Monate keine Piercings, Ohrringe oder Tattoos hat stechen lassen und
- die ärztliche Untersuchung erfolgreich abgeschlossen hat.
Zum eigenen Schutz sind schwangere Frauen und Frauen, die erst vor Kurzem ein Kind bekommen haben, vorübergehend von der Plasmaspende ausgeschlossen. Das Gleiche gilt nach Impfungen wie gegen Masern-Mumps-Röteln oder bei regelmäßiger Einnahme bestimmter Medikamente, zum Beispiel gegen Diabetes oder Herzerkrankungen. ag