Epilepise: Dürfen Epileptiker Alkohol trinken?

Die Dosis macht das Gift: Zu viel Alkoholkonsum kann epileptische Anfälle auslösen.

Für 90 Prozent der Deutschen gehört das gelegentliche Feierabendbier nach einem anstrengenden Tag oder das Glas Wein in geselliger Runde zu einer guten Lebensqualität. Alkohol ist in unserer Gesellschaft ein beliebtes Genussmittel. Auch die meisten Menschen mit Epilepsie wollen auf Alkohol nicht verzichten. Allerdings besteht bei ihnen die Gefahr, dass Alkohol epileptische Anfälle auslösen kann. Sollten Epileptiker deshalb die Finger vom Alkohol lassen?

Früher hat man in der Neurologie so gedacht , sagt Dr. Lienhard Dieterle. Da galt Alkohol für Epilepsiepatienten als Tabu. Sogar alkoholfreies Bier sei verpönt gewesen. Dieterle, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie im Neurozentrum Ravensburg, behandelt seit 30 Jahren Menschen mit Epilepsie. Nach seiner Beobachtung gehen Ärzte heutzutage gelassener mit dem Thema Alkohol um. Auch er habe keine Einwände, wenn seine Patienten ein Glas Wein oder Bier zum Essen trinken, sagt er und fügt hinzu: Sofern der Genussaspekt im Vordergrund steht.

Wie viel Alkohol ist erlaubt?

Die Deutsche Epilepsievereinigung verweist auf eine Studie, nach der erst das Trinken erheblicher Mengen Alkohol Anfälle begünstigt. Als erheblich gelten dabei Mengen ab 1,4 Liter Bier oder 0,7 Liter Wein. Ein sozial verträglicher Konsum dagegen ist nach den Ergebnissen der Studie nicht mit einem erhöhten Anfallsrisiko verbunden.

Lienhard Dieterle hält solche absoluten Mengenangaben für nicht hilfreich. Die Wirkung von Alkohol ist individuell sehr unterschiedlich und damit auch das Risiko, dass er epileptische Anfälle auslöst , sagt er. Außerdem müsse man berücksichtigen, dass Epileptiker unter Medikamenteneinfluss stehen. Die Nebenwirkungen der Medikamente können durch Alkohol verstärkt werden , warnt der Facharzt. Seinen Patienten empfiehlt er deshalb vorsichtiges Ausprobieren. Wenn ein Patient erkenne, dass schon eine kleine Menge Alkohol Symptome, wie Gangunsicherheit, undeutliches Reden oder unscharfes Sehen, hervorrufe, dann solle er Alkohol meiden – und nicht etwa die Einnahme der Medikamente vernachlässigen. Die Medikation geht vor , so Dieterle.

Tipps zum Umgang mit Alkohol

Die Deutsche Epilepsievereinigung hat einige Regeln zum Umgang mit Alkohol aufgestellt. Patienten sollten sich zunächst kritisch fragen, wie wichtig ihnen der Genuss alkoholischer Getränke gerade ist und ob sie nicht doch darauf verzichten können. Wenn sie aber Alkohol trinken, dann sollten sie wegen der möglichen Wechselwirkungen mit Medikamenten auf keinen Fall Auto fahren.

Epilepsie-Experte Dieterle warnt zusätzlich vor Exzessen: Trinken, um sich in einen Rauschzustand zu versetzen, kann für Epileptiker auch deshalb gefährlich sein, weil damit häufig Schlafentzug verbunden ist. Schlafmangel jedoch sei einer der Hauptauslöser für epileptische Anfälle. tl