Migräne: Kopfschmerz-Tagebuch fürs Handy
Ein Migränekalender hilft, mögliche Auslöser der Attacken zu erkennen und den Erfolg der momentanen Therapie zu überprüfen. Ein solches Tagebuch auf Papier zu führen, kann jedoch umständlich sein. Eine neue App fürs Handy, die das Ärztenetzwerk NeuroTransConcept (NTC) ihren Patienten anbietet, verspricht deutlich mehr Komfort.
Wie viele Migräneattacken hatte ich im vergangenen Monat? Waren es fünf oder doch eher sieben? Was genau habe ich vor dem Anfall gemacht? Könnte etwas davon ihn ausgelöst haben? Wie lange dauerte die Attacke? Von welchen Beschwerden war sie begleitet? Wie stark waren diese? Und ließen sie sich mit Medikamenten zumindest einigermaßen in den Griff bekommen?
Zu solchen und ähnlichen Fragen sollte ein Migränepatient möglichst ausführlich und kontinuierlich Buch führen. Nur so können Arzt und Patient gemeinsam herausfinden, welche möglichen Trigger die Attacken hervorrufen und wie gut eine vorbeugende Therapie anschlägt – oder ob man gegebenenfalls zu einem anderen prophylaktisch wirkenden Medikament wechseln sollte
, sagt Dr. Andreas Peikert, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurologicum Bremen und Experte für Kopfschmerzerkrankungen. Auch der Erfolg der gewählten Akutbehandlung lässt sich durch das Führen eines Kopfschmerztagebuchs am besten überprüfen.
Lange Zeit gab es Migränekalender ausschließlich in Papierform. Man konnte sie in Buchläden erstehen oder im Internet herunterladen und anschließend ausdrucken. Der Griff zum Stift war dabei immer erforderlich. Viele Patienten haben die Dokumentation ihrer Beschwerden vernachlässigt, weil es ihnen schlicht zu umständlich war
, berichtet Peikert. Das allerdings hatte zur Folge, dass wir nie mit Sicherheit sagen konnten, welches Medikament sich für den jeweiligen Patienten am besten eignet und wie gut die gewählte Therapie dann tatsächlich anschlug.
Trigger finden und vermeiden
Gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmen Vitabook hat das Ärztenetzwerk NTC (NeuroTransConcept), dem auch Peikert angehört, nun eine App namens Patient Plus entwickelt. Sie ist derzeit noch speziell auf die Bedürfnisse von Migränepatienten zugeschnitten, soll künftig aber auch auf andere neurologische Erkrankungen ausgeweitet werden. Über die gängigen App-Stores lässt sie sich kostenlos auf das Mobiltelefon oder ein Tablet herunterladen. In der App können Patienten beispielsweise ihre persönlichen Trigger einer Migräneattacke eintragen, um diese künftig leichter zu meiden
, erläutert Peikert. Bahnt sich ein Migräneanfall an, lässt sich dieser anhand eines digitalen Tagebuchs detailliert dokumentieren, inklusive aller Begleitsymptome wie beispielsweise Übelkeit oder Lichtscheu. Auch die Stärke der Schmerzen kann auf einer Skala erfasst werden.
Rascher Überblick
Da das Mobiltelefon heutzutage fast immer in Griffnähe ist, ist eine solche App deutlich komfortabler als ein Migränetagebuch in Papierform
, findet auch die im nordrhein-westfälischen Grevenbroich niedergelassene NTC-Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Monika Körwer. Mit ihr erhalten die Patienten und auch deren Ärzte viel leichter einen Überblick über die Zahl der monatlichen Migränetage, die Schwere der Attacken und die damit verknüpften Fehltage bei der Arbeit sowie über die auslösenden Faktoren, die ja von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein können.
Auf Wunsch lassen sich die gespeicherten Informationen sogar online an die zuständige Arztpraxis weiterleiten.
Darüber hinaus lädt die App zu Entspannungsübungen ein und liefert Hintergrundwissen zur Migräne – beides hilft, besser mit der Erkrankung umzugehen. Die Möglichkeit, Rezepte und Medikamente schnell online zu bestellen, und eine Erinnerungsfunktion, die dabei hilft, an die regelmäßige Einnahme der Arzneien zu denken, bieten zusätzlichen Komfort. Im eventuellen Notfall wäre der Patient durch einen Notfalldatensatz, den er vorher in der App hinterlegt hat, abgesichert: Erstretter könnten diesen bei Bedarf einsehen und entsprechend handeln. ab