Migräne: Migräne führt nicht zu Demenz

Lange Zeit befürchteten Neurologen, dass Migränepatienten ein erhöhtes Risiko haben, im Alter dement zu werden. Nun gibt eine große Studie aus den USA Entwarnung: In ihr fand sich kein Zusammenhang zwischen der Kopfschmerzerkrankung und einem späteren Nachlassen der geistigen Fähigkeiten.

Oft sind es nicht allein die immer wiederkehrenden Attacken, die Migränepatienten plagen. Schon länger steht die Kopfschmerzerkrankung auch unter Verdacht, das Risiko anderer neurologischer Krankheiten zu erhöhen, insbesondere das eines Schlaganfalls oder einer Demenz.

Viele Patienten lange beobachtet

Die Vermutung liegt zum einen nahe, da an der Entstehung einer Migräne sowohl die Gefäße als auch die Nerven beteiligt sind. Zum anderen hatten kleinere Studien wiederholt auf ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen hingedeutet – vor allem dann, wenn die Patienten an einer Migräne mit Aura litten.

Den möglichen Zusammenhang zwischen der Kopfschmerzerkrankung und der Entstehung einer Demenz haben US-Forscher nun erstmals in einer großen Studie untersucht. Sie analysierten dazu die Daten von 12.495 Teilnehmern zwischen 51 und 70 Jahren. Darunter waren 1.397 Migränepatienten. Für ihre Analyse berücksichtigte das Team der University of California in Davis auch zahlreiche andere Faktoren, die das Risiko einer Demenz beeinflussen. Die Beobachtungszeit der Probanden betrug im Mittel 21 Jahre.

Wie die Forscher im Fachblatt Headache (auf Deutsch: Kopfschmerz) berichten, entwickelten 18,5 Prozent der Teilnehmer ohne Migräne im Studienverlauf eine Demenz. Unter den Migränepatienten waren es nur 16,7 Prozent und unter den Probanden, die an einer anderen schweren Kopfschmerzerkrankung litten, 15,8 Prozent.

Trotz der Tatsache, dass Migränepatienten in seltenen Fällen Veränderungen im Hirngewebe aufweisen, haben die Betroffenen kein höheres Risiko, eine Demenz zu entwickeln, kommentiert Professor Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) die Ergebnisse der aktuellen Studie. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise darauf, dass diese Veränderungen in der weißen Substanz des Gehirns einen Krankheitswert hätten.

Besser nicht rauchen

Inwieweit das Risiko eines Schlaganfalls bei Patienten mit Migräne erhöht ist, bleibt allerdings unklar. Vor allem Frauen, die an einer Migräne mit Aura leiden, sollten daher zusätzliche Gefäßrisiken nach Möglichkeit vermeiden, rät der DGN-Experte. Dazu gehören laut Diener insbesondere das Rauchen und Hormonbehandlungen.