Multiple Sklerose: Was tun bei unangenehmen Krämpfen?
Viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) leiden unter krankheitsbedingten Spastiken, deren Symptomatik und Ausprägung unterschiedlich ausfallen können. Wie kann man einer überaktiven Muskulatur vorbeugen und welche Therapien gibt es?
Die Spastik, also eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung, ist eines der häufigsten Symptome der Multiplen Sklerose. Sie wird durch eine Schädigung der Nervenverbindung hervorgerufen, die im Gehirn und Rückenmark verläuft und sämtliche Bewegungen steuert. Sie kann sich unterschiedlich äußern und reicht von leichter Muskelschwäche und gesteigerten Reflexen bis hin zu Muskelsteifheit, schmerzhaften Muskelkrämpfen und Lähmungserscheinungen. Da Spastiken häufig in den Beinen vorkommen, können sie die Gehfähigkeit des Patienten beeinträchtigen. Aber auch die Muskeln in den Armen können betroffen sein und sogar die Blasen- und Darmfunktion. Alles in allem kann eine Spastik, vor allem wenn sie mit Schmerzen einhergeht und dauerhaft auftritt, die Lebensqualität des MS-Patienten massiv beeinträchtigen.
Eine MS-bedingte Spastik kann durch verschiedene Auslöser verstärkt werden, zum Beispiel durch Hitze oder Kälte. Auch rasche Bewegungsänderungen, eine schlechte Körperhaltung, bakterielle oder virale Infektionen können als Trigger fungieren. Häufig jedoch lässt sich kein eindeutiger Grund feststellen. Zudem entstehen viele schmerzhafte Muskelkrämpfe in Ruhephasen, also beispielsweise in der Nacht.
Bewegen, kräftigen, dehnen
Um einer Spastik vorzubeugen, die Muskeln zu kräftigen und ihre Flexibilität zu erhalten, hat sich Physiotherapie bewährt. Idealerweise wiederholt der Patient die gelernten Übungen täglich zu Hause. Regelmäßige Bewegung, etwa auf motorgetriebenen Therapiefahrrädern, Laufbandtraining und Schwimmtraining in warmem Wasser, können ebenfalls zur Linderung von Spastiken beitragen. Manche Patienten profitieren auch von gezieltem Faszientraining, von Yoga oder Pilates. Lockernde Massagen sowie eine magnesium- und kaliumreiche Ernährung können ebenfalls helfen, einer überaktiven Muskulatur vorzubeugen.
Medikamentöse Therapien gegen die Spastik
In schweren Fällen werden sogenannte Antispastika eingesetzt, um den Muskelwiderstand zu senken. Sie können in Form von Tabletten oder mithilfe einer implantierten, computergesteuerten Pumpe verabreicht werden. Helfen diese Therapien nicht oder nur unzureichend, steht seit einigen Jahren Cannabis als Alternative zur Verfügung. Ist die Blase betroffen, kann Botulinumtoxin in die jeweiligen Muskelgruppen gespritzt werden. Eher selten wird Kortison im Rahmen einer Standard-Lumbalpunktion injiziert. Der Wirkstoff Fampridin kann die Gehfähigkeit verbessern. Seine Verschreibung setzt voraus, dass der erwachsene Patient nicht weiter als einen halben Kilometer ohne Hilfe gehen kann und einen Behinderungsgrad auf der EDSS-Skala zwischen vier und sieben hat.