Multiple Sklerose: Aktuelles zur Corona-Schutzimpfung

Durch eine Impfung können Patienten mit Multipler Sklerose einen direkten Schutz gegen COVID-19 aufbauen. Erhalten sie eine Immuntherapie, ist der Zeitpunkt der Impfung sorgfältig zu wählen.

Seit mehr als einem Jahr hält das Corona-Virus Sars-CoV-2 die Welt in Atem und inzwischen gibt es erste Impfstoffe, die vor einer Infektion schützen. Da die Zahl der Impfdosen begrenzt ist, kann die Schutzimpfung hierzulande momentan nur Hochrisikogruppen angeboten werden. Nach Auskunft der Ständigen Impfkommission (STIKO) sind dies Senioren über 80 Jahre, Menschen in Pflege- und Seniorenheimen sowie medizinisches Personal und Pflegekräfte. Nach und nach soll die gesamte Bevölkerung ein Impfangebot erhalten.

Menschen mit einer Autoimmunerkrankung wie MS haben laut STIKO eine erhöhte Priorität und stehen somit in der Impfkaskade an dritter Stelle (nähere Informationen unter https://www.zusammengegencorona.de). Die Priorisierungsempfehlung verliert ihre Gültigkeit, sobald genügend Impfstoff für alle Menschen verfügbar ist.

Nach Einschätzung des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzwerkes Multiple Sklerose (KKNMS) haben MS-Patienten theoretisch dann ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung, wenn sie körperlich stark eingeschränkt sind oder wenn sie aktuell oder vor längerer Zeit eine immunsuppressive Therapie erhalten haben. Bettlägerigkeit sowie die häufige Verwendung eines Rollstuhls oder einer Gehhilfe können die Belüftung der Lunge einschränken. Eine Immuntherapie kann, ebenso wie eine Kortison-Pulstherapie, die allgemeine Infektanfälligkeit eines Menschen deutlich erhöhen.

Impfungen sind grundsätzlich sinnvoll

Durch eine COVID-19-Impfung können sich MS-Patienten nicht nur selbst gegen die Erkrankung schützen, sie tragen auch dazu bei, die Zahl der Infizierten allgemein zu reduzieren. Nach Auskunft der KKNMS spricht grundsätzlich nichts gegen eine Impfung von Menschen mit MS. Im Gegenteil seien Immunisierungen gegen vermeidbare Infektionskrankheiten sinnvoll, denn diese können nicht nur schwerwiegende Erkrankungen und Verläufe mit sich ziehen, sondern auch Schübe auslösen, die zu einer Verschlechterung der MS beitragen. Dieses Risiko sei grundsätzlich höher einzuschätzen als potenzielle Gefahren durch Impfungen. Die Experten der KKNMS raten deshalb MS-Betroffenen, die von der STIKO empfohlenen Impfungen durchführen zu lassen. MS-Patienten, bei denen eine Immuntherapie geplant ist, sollten sich idealerweise mindestens sechs Wochen vor Beginn der Behandlung impfen lassen.

Impfberatung beim behandelnden Arzt

Die Experten der KKNMS weisen darauf hin, dass zurzeit noch keine Erkenntnisse aus den Zulassungsstudien der COVID-19-Impfstoffe speziell zur Wirkung auf MS-Patienten mit oder ohne immunmodulierende oder immunsupprimierende Therapie vorliegen. Alle derzeitigen Einschätzungen beziehen sich auf bekannte Wirkmechanismen von MS-Therapien sowie auf die Wirkung anderer Impfstoffe auf MS-Patienten – ein Beispiel sind Grippe-Impfstoffe.

Um Fragen zur Corona-Impfung im Zusammenhang mit der eigenen Erkrankung und Therapie zu klären, empfehlen die Ärzte des NTC-Verbunds ihren Patienten, sich von ihrem behandelnden Neurologen beraten zu lassen. ak