Multiple Sklerose: Plasma spenden – auch in der Pandemie
Nach Unfällen oder bei schweren Erkrankungen können Plasmaspenden Leben retten. Umso wichtiger ist es, dass viele Menschen zu einer Spende bereit sind – auch während der Corona-Pandemie.
Plasma, der flüssige Anteil des Bluts, macht mehr als dessen Hälfte aus und enthält viele wertvolle Proteine, die nicht künstlich (synthetisch) hergestellt werden können. Solche Proteine sind die Grundlage für eine Vielzahl wichtiger Arzneimittel, auf die weltweit mehr als eine Million Menschen angewiesen sind.
Ein breites Spektrum
In Deutschland benötigen rund 16.000 chronisch Kranke regelmäßig ein Plasmapräparat. Dabei handelt es sich
beispielsweise um Patienten mit
einer Blutgerinnungsstörung (bekannt als Bluterkrankheit) oder einer
geschwächten Immunabwehr. Auch bei Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem irrtümlich körper-eigene
Strukturen angreift, kommen die im Blutplasma enthaltenden Immunglobuline zu Einsatz, etwa bei entzünd-lichen
Polyneuropathien. Die Therapie erfolgt als kurzfristige Akutgabe wie beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS) oder als
regelmäßige Behandlung wie bei der Chronischen Inflammatorischen Demyelinisierenden Polyradikuloneuropathie
(CIDP).
Spendenbereitschaft lässt nach
Je nach Krankheit sind bis zu 120 Spenden nötig, um einen einzigen Patienten ein Jahr lang mit seinem Medikament zu versorgen. Daher ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen Plasma spenden. Das stellt jedoch während der aktuellen COVID-19-Pandemie ein Problem dar. So berichten Spendezentren und Pharmaunternehmen über einen deutlichen Rückgang der Spenden-bereitschaft für Blut und Plasma – unter anderem bedingt durch Abstands- und Hygieneregeln. Auch wenn die Herstellung eines Plasmaprodukts rund sieben bis zwölf Monate dauert und sich größere Auswirkungen des Spendenmangels daher wohl erst mit Verzögerung bemerkbar machen, beklagen einige Unternehmen schon jetzt Produktionsprobleme. Auch in Praxen und Kliniken gibt es erste Versorgungslücken aufgrund fehlender Präparate.
Kein erhöhtes Corona-Risiko
Um möglicherweise schwerwiegenden Folgen für die Patienten entgegenzuwirken, haben das Robert-Koch-Institut (RKI), das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) dazu aufgerufen, Blut und Plasma zu spenden und entsprechende Termine auch im Lockdown wahrzunehmen. Aufgrund der umfassenden Hygienekonzepte in den Spendeeinrichtungen bestehe für Spender kein erhöhtes Risiko für eine COVID-19-Ansteckung, heißt es in dem Appell. Zudem überprüfe das medizinische Fachpersonal vor Ort routinemäßig den Gesundheitszustand der Spender. Bei Anzeichen für eine Infektion dürfe kein Blut gespendet werden.
Die meisten sind zugelassen
Generell kann jede gesunde Person
Plasma spenden, die
- zwischen 18 und 68 Jahre alt ist
- mindestens 50 Kilogramm wiegt
- über eine ausreichende Immunabwehr verfügt
- sich innerhalb der vergangenen vier Monate keine Piercings, Ohrlöcher oder Tattoos hat stechen lassen und
- die ärztliche Untersuchung erfolgreich abgeschlossen hat.
Schwangere Frauen und Frauen, die erst vor Kurzem ein Kind bekommen haben, sind zum eigenen Schutz vorübergehend von der Plasmaspende ausgeschlossen. Das Gleiche gilt nach einigen Impfungen mit Lebend- oder Kombinationsimpfstoffen, etwa gegen Masern, Mumps und Röteln. Auch die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente, wie gegen Diabetes oder Herzerkrankungen, verträgt sich nicht mit einer Plasmaspende. Nach einer COVID-19-Impfung ist keine Wartezeit erforderlich – eine Spende kann bereits am nächsten Tag erfolgen. • ag