Multiple Sklerose: Bei neurologischen Erkrankungen die Blase im Blick behalten
Digitale Hilfestellungen für Alltag und Therapie
Sei es bei generellen Fragen zur Krankheit oder bei neu auftretenden Symptomen – der behandelnde Arzt ist nicht immer zur Stelle, wenn es Probleme gibt. Umso hilfreicher können Digitale Gesundheitsanwendungen sein, sogenannte DiGAs.
Bei DiGAs handelt es sich um Programme für das Smartphone oder den Computer, die über eine Krankheit informieren und diese ganz individuell managen. Und das zeit- und ortsunabhängig von der ärztlichen Praxis.
Maßgeschneiderte Tipps
»DiGAs können den Arzt entlasten, indem sie Patienten relevante Informationen zur Verfügung stellen und ihre Fragen beantworten. Sie können aber auch die individuelle Therapie unterstützen und damit die Versorgung insgesamt verbessern«, sagt Dr. Monika Köchling, NTC-Ärztin aus Grevenbroich. Bei neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose sei ein gutes Krankheitsmanagement sehr wichtig. Dazu sei ein umfassendes Wissen über die Erkrankung hilfreich. Auch bedeutsam seien Lebensstiländerungen – hin zu mehr Bewegung, gesundem Schlaf, ausgewogener Ernährung und einem guten Umgang mit Ängsten und Sorgen. Hier könnten DiGAs, so die Medizinerin, wertvolle Anregungen geben, etwa zur Strukturierung des Alltags.
»Im Unterschied zu Apps, die etwa mit einem Bewegungstagebuch oder Angaben zur Medikamenteneinnahme lediglich Daten sammeln, kann man bei DiGAs einen Dialog führen – oft direkt mit einem ›virtuellen‹ Therapeuten oder die Anwendung reagiert mit Interventionen«, sagt Köchling. »Damit fühlen sich die Patienten auch zwischen den Arztbesuchen gut betreut und haben eine gewisse Kontrolle über ihre Krankheit.«
Know-how auf Rezept
Um als verordnungsfähige DiGA zugelassen zu werden, müssen digitale Programme bestimmte Voraussetzungen erfüllen, über deren Einhaltung das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wacht. Der Einsatzbereich von DiGAs ist demnach auf die Unterstützung bei Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten begrenzt. Haben die Programme das entsprechende Prüfverfahren bestanden, werden die Kosten für die Verschreibung von den Krankenkassen übernommen.
Dafür muss der Arzt lediglich ein Rezept für die DiGA ausstellen, das Patienten bei ihrer Krankenkasse einreichen können. Die Kasse verschickt daraufhin einen Code zur Freischaltung des Programms, das in der Regel in den bekannten App-Stores zum Download bereitsteht.
»Sollte es dabei Probleme geben, helfen wir in der Praxis gerne weiter«, sagt Köchling. Sie verweist hier auch auf MS-Nurses, die für die ersten Schritte bei der DiGA-Nutzung gute Ansprechpartnerinnen seien.
Kontakt zum Arzt bleibt wichtig
Zwar seien DiGAs durchaus wichtige Therapiebausteine, betont die Neurologin, eine ärztliche Behandlung aber könnten sie nur ergänzen und keinesfalls ersetzen. »Auch Patienten, die mithilfe einer DiGA ihre Beschwerden lindern, sollten unbedingt zur regelmäßigen Verlaufskontrolle ihrer Erkrankung in die Praxis kommen. Nur so ist eine optimale Therapie gewährleistet.« ag