SCHMERZ: Spannungskopfschmerzen wirksam vorbeugen und behandeln
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft haben erstmals eine eigene Leitlinie zu Diagnostik und Therapie von Spannungskopfschmerzen veröffentlicht – mit umfassenden Empfehlungen zu Prophylaxe und Behandlung.
In Deutschland leiden einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge etwa jede zehnte Frau und jeder fünfzehnte Mann mindestens einmal jährlich an Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Spannungskopfschmerzen sind demnach weit verbreitet und bleiben oft unbehandelt. Die neue Leitlinie soll nun eine gezieltere und effizientere Behandlung ermöglichen.
Weniger Lebensqualität
Chronische Spannungskopfschmerzen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Betroffene leiden häufig zusätzlich unter Fatigue und Schlafmangel; vielen fällt es schwer, sich nach getaner Arbeit zu entspannen. Für diese Patientengruppe empfiehlt die Leitlinie eine Prophylaxe mit dem Wirkstoff Amitriptylin, idealerweise in Kombination mit einer (nicht) medikamentösen Akuttherapie.
Hilfe im Akutfall
Für die Akuttherapie von Spannungskopfschmerzen werden klassische Schmerzmittel oder Nicht-Steroidale-Anti-Rheumatika (NSAR) empfohlen. Wenn diese nicht ausreichen, können Kombinationsanalgetika mit Koffein eingesetzt werden. Allerdings kommt es dabei häufiger zu Nebenwirkungen wie Benommenheit und Nervosität. Zu den nicht medikamentösen Alternativen zählt zehnprozentiges Pfefferminzöl, das dreimal im Abstand von 15 Minuten auf Stirn und Schläfen aufgetragen werden sollte. Auch Tigerbalsam hat sich als wirksam erwiesen.
Vorbeugung ohne medikamente
Eine Besonderheit der neuen Leitlinie sind die umfangreichen Empfehlungen zur nicht medikamentösen Vorbeugung. Dazu gehören Ausdauer- und Krafttraining, Physiotherapie und psychologische Verfahren. Erstmals empfehlen die Experten auch Übungen zur Mobilisation, Dehnung und Kräftigung der Nackenmuskulatur, Weichteiltherapie (z. B. Massage, Triggerpunktbehandlung) sowie manuelle Therapie. Diese Methoden lassen sich auch miteinander kombinieren, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Die neue Leitlinie, die unter der Federführung von Dr. Lars Neeb entwickelt wurde, unterstreicht die Bedeutung nicht medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten und der medikamentösen Prophylaxe. Beide senken die Gefahr, dass Akutpräparate zu oft eingenommen werden, was wiederum zu medikamenten-induzierten Kopfschmerzen führen kann. Eine multimodale Therapie, die nicht medikamentöse Verfahren und Pharmakotherapien miteinander kombiniere, sei laut Neeb oft wirksamer als eine alleinige medikamentöse Behandlung.
So äußern sich Spannungskopfschmerzen
Charakteristik: Typischerweise ein milder bis mittelschwerer, dumpf-drückender Schmerz, der häufig als ein Band um den Kopf beschrieben wird.
Lokalisation: Kann den ganzen Kopf betreffen (holozephal); tritt oft beidseitig auf.
Dauer: 30 Minuten bis zu mehrere Tage.
Begleiterscheinungen: Licht- oder Lärmempfindlichkeit kommen vor, sind aber nicht so stark ausgeprägt wie bei Migräne.
Häufigkeit: Neben der episodischen (weniger als 15 Tage pro Monat) gibt es die chronische Form (mindestens 15 Tage pro Monat über mindestens drei Monate).
Mögliche Auslöser: Stress, Bewegungsmangel, Muskelverspannungen, Schlafmangel.