Multiple Sklerose
15.4.2025

Nervenzellen frühzeitig schützen

Im Alter verändert sich der Verlauf von MS: Entzündungen nehmen ab, doch Nervenzellen bauen sich weiter ab. Der Beitrag beleuchtet Herausforderungen, Therapien und Chancen für mehr Lebensqualität.

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Mit den Jahren lässt die Entzündungsaktivität in Gehirn und Rückenmark nach. Doch der Abbau von Nervenzellen geht weiter und Behinderungen kommen womöglich hinzu. Diesen Prozess zu stoppen, stellt die Forschung vor eine große Aufgabe.

Wie die MS im Alter individuell verläuft, lässt sich nicht vorhersagen. Studien zufolge besteht kein erkennbarer Zusammenhang zwischen der Summe der Schübe im Laufe der Jahre und dem Übergang zu einer fortschreitenden Verlaufsform der MS. Wissenschaftler der Universität Oxford werteten mehr als 700 Krankheitsfälle aus und kamen zu dem Ergebnis: Einige Patienten bleiben lange beweglich, bei anderen kommt es zu Behinderungen, selbst wenn die MS in jüngeren Jahren eher unauffällig verlief. Einziges stichhaltiges Ergebnis: Wer einmal den Behinderungsgrad 6 auf der EDSS-Skala erreicht hat – wenn das Gehen nur noch mit Gehhilfe möglich ist –, läuft Gefahr, dass sich die Beweglichkeit weiter einschränkt.

Sekundär progrediente MS

Bei jedem zweiten Patienten über 65 entwickelt sich, den Daten des deutschen MS-Registers zufolge, eine sekundär progrediente MS (SPMS). Das bedeutet, dass sich Nervenfasern kontinuierlich abbauen und Schäden an den Nervenhüllen kaum mehr ausgebessert werden können. Die Folgen: Spastik, Gangstörungen und eingeschränkte Bewegungen kommen hinzu oder verschlimmern sich. Die Progression sicher zu stoppen, ist bisher nicht möglich, sagt der Neurologe Dr. med. Dieter Pöhlau, Chefarzt in der DRK Kamillus Klinik und aktiv in der MS-Forschung.

Hoffen auf Immuntherapien

Der Prozess des Alterns verläuft mit MS nicht viel anders als bei gesunden Menschen, doch setzt er früher ein. Verlaufsmodifizierende Therapien können sich positiv auswirken, sofern sie Entzündungen eindämmen und das Gehirn frühzeitig vor Schäden schützen: Wir erwarten, dass die Immuntherapien, die in der entzündlichen Phase der MS nachweislich sehr gut helfen, den Degenerationsprozess herausschieben können, sagt Dr. Pöhlau. In der Immuntherapie sollen fehlgesteuerte Immunzellen davon abgebracht werden, bestimmte Oberflächenmoleküle im zentralen Nervensystem anzugreifen. Welche Immuntherapien bei fortschreitender MS wirksam sind, wird sich in weiteren Studien zeigen. Den Abbau von Nervenzellen zu stoppen, sei wesentlich schwieriger als Entzündungen zu verhindern, sagt Dr. Pöhlau. Die frühzeitige Immuntherapie gilt als der bestmögliche Schutz vor Behinderungen im Alter. Gestörte Körperfunktionen lassen sich mit Krankengymnastik, Ergotherapie, Sprech- und Schlucktherapie oft verbessern – zugunsten der Lebensqualität.

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