Epidemiologie

Vorkommen und Bedeutung

Seelische Störungen rücken immer mehr in die gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Der Bestand (Prävalenz) der Erkrankung in der Bevölkerung ist sehr hoch und nimmt in der Tendenz weiter zu. Bald jeder zweite Bundesbürger wird im Verlaufe seines Lebens psychisch behandlungsbedürftig, bald jeder fünfte dies aufgrund depressiver Probleme. Dabei ist zu berücksichtigen, dass hierbei nur die Fälle gezählt wurden, bei denen die Beschwerden eine Diagnosestellung berechtigen, also nicht häufige Befindlichkeitsstörungen und Verstimmungen. Die Anzahl der depressiven Patienten bei Hausärzten, in Allgemeinkrankenhäusern und Facharztpraxen ist drei bis fünf mal höher als in der Bevölkerung, was nicht verwundert, da viele depressive Beschwerden körperlich verspürt werden. Die Prognosen der WHO sehen die Depression 2030 als die Erkrankung mit der größten Krankheitslast, vor z.B. Herzerkrankungen oder Verkehrsunfällen.

Depressionen und verwandte Erkrankungen werden daher immer stärker zu einem öffentlichen Thema und gesellschaftlichen Problem. Dies trägt zur Enttabuisierung und Entängstigung gegenüber psychischen Erkrankungen bei: eine Depression ist eine häufige, natürliche, gut bekannte und in der Regel gut behandelbare Erkrankung.

Man nimmt an, dass nur jeder zweite Depressive einen Behandler aufsucht. Viele beklagen körperliche Beschwerden und suchen daher zunächst den Hausarzt auf: gut Zweidrittel aller Depressiven befinden sich daher sher wohl in einer – oft somatischen – Behandlung. Zu erkennen, dass hinter körperlichen Beschwerden eine Depression steckt, ist nicht einfach. Noch vor zehn Jahren war die Quote der richtigen Diagnose und ausreichenden Behandlung beim Hausarzt unzureichend. Auch heute noch gilt die Empfehlung, dass bei Depressionen oder somatisch nicht erklärbaren Beschwerden, die nach einem hausärztlichen Behandlungsversuch über ein bis zwei Monate weiter anhalten, durch den Nervenarzt (also neurologisch, psychiatrisch, psychosomatisch) abgeklärt werden sollten. Auch wenn der Hausarzt zum Psychotherapeuten (oft ein nichtärztlicher Psychologe) überweist, sollte zumindest in schweren oder hartnäckigen Fällen eine fachärztliche Diagnosebestätigung erfolgen, ggf. mit medikamentöse Behandlung. Für die meisten Depressionen konnte nachgewiesen werden, dass eine doppelsträngige Behandlung mit Gesprächen und Medikamenten wirkungsvoller ist, als nur eine beider Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen.