Diagnostik

Depression Erkennen

Eine Depression zu erkennen und zu diagnostizieren ist, wie schon betont, selbst für den Fachmann nicht immer einfach, da sie sich hinter anderen somatischen oder psychischen Erkrankungen „verstecken" kann. Noch schwieriger aber ist es, sie in einen bestimmten Entstehungszusammenhang zu stellen. Damit dies gelingt, sind alle Informationen wichtig: Vorerkrankungen, Familienerkrankungen, Begleiterkrankungen, Beginn, Verlauf und vor allem die Art und Ausprägung (Typik und Schweregrad) der Depression. Hinzu kommen weitere Erhebungsinstrumente.

Bestimmte Hinweise wie ein somatisches Syndrom, familiäre Belastungen, eigene Vorerkrankungen, typische Ausprägung, fehlende äußere Gründe legen die Diagnose einer Hirnstoffwechselstörung nahe (Störung der Hirnfunktionsabläufe). Von wichtiger therapeutischer Bedeutung ist vor allem bei den schweren, rezidivierend und typisch auftretenden Depressionen die Unterscheidung zwischen rein depressiven (unipolaren) und manisch-depressiven (bipolaren) Verläufen. Im manischen Befinden besteht das Gegenteil einer Depression: eine künstlich-krankhaft gehobene, z.T. auch gereizte Befindlichkeit und Affektintensivierung.

Je besser die einfließenden Faktoren erkannt werden, desto gezielter lässt sich behandeln. So sollten hormonelle, internistische oder neurologische Ursachen einer Depression, aber auch eine Depression als Nebenwirkung von Medikamenten aktiv ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt aber auch hier: da letztlich immer biopsychosoziale Ursachen zusammenspielen, sollte immer auch biopsychosozial behandelt werden.

Ist eine Depression nicht primär körperlich bedingt (Hormone, Medikamente etc.) und kann sie auch nicht als Störung der Hirnfunktion verstanden werden (Hirnerkrankung, Hirnfunktionsstörungen), so verbleibt die primäre Verursachung durch aktuelle und vergangene psychosoziale Zusammenhänge. Die sogenannten psychogenen Faktoren können akut sein und stark belasten (Belastungsreaktion, Anpassungsstörung) oder sie können chronisch sein und ausbrennen (Erschöpfungsdepression, Burnout, Neurasthenie). Sie können die Psyche aber auch drittens völlig überfordern (Traumatische Belastungsreaktionen). Werden ferner Störungen quasi als Sollbuchstellen in der prägenden Zeit der Kindheit angelegt, so resultieren zumeist Entwicklungsstörungen der Persönlichkeit, mitunter auch depressive Persönlichkeiten oder depressive Grundkonflikte.